EditorialDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Auf eine gute Zusammenarbeit

Medizin meets PharmazieBurkhard Hinz, Rostock

Epidemiologie, Pathophysiologie und Symptomatik von Kopfschmerzen

Repräsentativen Untersuchungen zufolge haben 71% der Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens zumindest zeitweise Kopfschmerzen. Rund 9 Millionen Menschen leiden an Migräne und rund 29 Millionen Menschen an Kopfschmerz vom Spannungstyp, was die große sozioökonomische Bedeutung dieses Krankheitsbilds unterstreicht. Grundsätzlich können die nachfolgend charakterisierten primären Kopfschmerzerkrankungen Migräne (mit und ohne Aura) sowie der episodische Kopfschmerz vom Spannungstyp vom Patienten selbst behandelt werden. Eine fundierte Beratung durch den Apotheker verlangt in diesem Zusammenhang unter anderem nach Kenntnissen über Arten von Kopfschmerzen und ihre Entstehung.

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Epidemiology, pathophysiology, and symptoms of headaches

According to representative analyses about 71% of people in Germany suffer from headaches at least occasionally during their life. There are about 9 million people suffering from migraine and about 29 million people who have tension-type headache. These data underline the great socio-economic importance of these types of headaches. In principle the primary headache disorders migraine (with and without aura) as well as the episodic tension-type headache are indications for self-medication. In order to professionally guide these patients, the pharmacist requires a profound knowledge about the different types of headaches and their origin.

Medizin meets PharmazieCharly Gaul, Königstein im Taunus, und Dagny Holle-Lee, Essen

Diagnostik und Einsatz von bildgebenden Verfahren bei Kopfschmerzen

Kopfschmerzen werden nach den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft diagnostiziert. Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp als die häufigsten primären Kopfschmerzerkrankungen sind rein klinisch zu diagnostizieren und bedürfen keiner weiteren diagnostischen Verfahren. Der Einsatz bildgebender Verfahren dient vorwiegend dazu, sekundäre Kopfschmerzerkrankungen nicht zu übersehen. Spezielle Methoden der funktionellen und strukturellen Bildgebung werden in der Kopfschmerzforschung eingesetzt, um die Pathophysiologie von Kopfschmerzerkrankungen weiter aufzuklären.

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Clinical diagnostics and imaging in headache disorders

Headache diagnosis is based on the criteria of the International Headache Society. Migraine and tension type headache are the most frequent primary headache disorders. Diagnosis can be made based on clinical criteria and further diagnostics are not mandatory. Imaging is primarily needed in suspected case of secondary headache disorders. Distinct imaging methods are used for research purposes especially for research about underlying pathophysiology of headache disorders.

Medizin meets PharmazieBurkhard Hinz, Rostock

Therapie von Kopfschmerzen in der Selbstmedikation

Nur rund 20% der Betroffenen konsultieren bis zum 35. Lebensjahr wegen ihres Kopfschmerzes einen Arzt. Vor diesem Hintergrund stellt die Apotheke die häufigste Anlaufstelle für die Beratung von Kopfschmerzpatienten dar. Neben der Behandlung von Kopfschmerzen mit Nichtopioid-Analgetika, darunter nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen bzw. Analgetika ohne antiinflammatorische Wirkung wie Paracetamol, stehen auch zwei Triptane für die Selbstmedikation der diagnostizierten Migräne zur Verfügung. Die fachgerechte Beratung der Patienten im Umgang mit diesen Arzneimittelgruppen setzt eine subtile Kenntnis von Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Interaktionen voraus.

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Self-medication of headaches

Of the relevant people suffering from headaches only about 20% consult a physician until the age of 35. Accordingly, the pharmacy poses the most commonly used contact point for the consultation of patients with headaches. Besides the therapy of headaches with non-opioid analgesics, including non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) such as aspirin or ibuprofen and analgesics without anti-inflammatory action such as paracetamol, two triptans are available for self-medication of prior diagnosed migraine. The professional guidance of patients in using these drugs requires a subtle knowledge of contraindications, unwanted side effects and interactions.

Medizin meets PharmazieStefan Evers, Coppenbrügge

Therapie von Kopfschmerzen außerhalb der Selbstmedikation

Die Pharmakotherapie von Kopfschmerzen unterscheidet Selbstmedikation und rezeptierte Medikation und richtet sich nach der jeweiligen Kopfschmerzerkrankung. In diesem Artikel werden die evidenzbasierten Therapieempfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft für verschiedene idiopathische Kopfschmerzen unter Nicht-Selbstmedikationsbedingungen erläutert, darunter Schmerzformen, die grundsätzlich einer ärztlichen Aufsicht bedürfen, inklusive der Trigeminusneuralgie. Weiterhin wird für die meisten Kopfschmerzformen in akute und prophylaktische Medikation unterschieden. Insgesamt ist zu beachten, dass Akutmedikamente gegen Kopfschmerzen nicht zu häufig eingesetzt werden sollten und dass bei chronischen Kopfschmerzen häufig nur multimodale Therapiekonzepte zu einem befriedigenden Erfolg führen.

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Pharmacotherapy of headache apart from self-medication

The pharmacotherapy of headache differentiates between self-medication and prescribed medication. Furthermore, pharmacotherapy has to consider the different headache disorders. In this article, the evidence-based treatment recommendations of the German Migraine and Headache Society for the different idiopathic headache disorders including trigeminal neuralgia are described. In addition, for most headache disorders acute and preventive medication has to be differentiated. It has to be noted that acute mediation against headache should not be taken too frequently and that in chronic headache disorders most often only a multimodal treatment results in a sufficient pain reduction.

Medizin meets PharmazieLilit Flöther, Christoph Raspé, Michael Bucher und Ralf A. Benndorf, Halle (Saale)

Patient mit einer atypischen Form zervikogener Kopfschmerzen

Ein 45-jähriger Patient stellte sich aufgrund einer atypischen Kopfschmerzsymptomatik in der Schmerzambulanz des Universitätsklinikums Halle vor. Hier konnte die Diagnose eines zervikogenen Kopfschmerzes gestellt werden, der mit konjunktivaler Injektion und Lidschwellung einherging. Im Rahmen der Therapieoptimierung hin zu einer multimodalen Schmerztherapie wurde neben allgemeinen Maßnahmen (Krankengymnastik) und einer therapeutischen Blockade des Nervus occipitalis major eine Veränderung der insuffizienten analgetischen Medikation vorgenommen. Hierzu wurde das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin als Koanalgetikum eingesetzt und eine Umstellung des insuffizient wirksamen und unterdosierten Tramadols auf den µ-Opioidrezeptor-Agonisten und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Tapentadol vorgenommen. Durch dieses Vorgehen konnte eine suffiziente Analgesie bei guter Verträglichkeit erreicht und die Lebensqualität des Patienten stark verbessert werden.

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Multimodal pain management in a patient with atypical cervicogenic headache

A 45-year-old patient presented with an eight-year history of persistent unilateral headache associated with recurrent episodes of ipsilateral conjunctival injections, eyelid edema and ptosis. Prior ineffective pharmacological treatment strategies included tramadol, non-steroidal anti-inflammatory drugs and triptans. Palpation of right suboccipital trigger points revealed tenderness in the area of the greater occipital nerve and reinforced the symptoms. The diagnosis of cervicogenic headache was confirmed by symptom resolution following right greater occipital nerve blockade. A multimodal treatment strategy (physical therapy, nerve blockade, pharmacological treatment) was chosen and an emphasis was put on optimizing pharmacological pain relief using the opioid analgesic tapentadol and the tricyclic antidepressant amitriptyline as an adjuvant analgesic. Importantly, the patient reported a substantial and consistent pain reduction and considerable quality of life improvement during implementation of the treatment regimen.

Medizin meets Pharmazie

Zusammenfassung: Kopfschmerzen

Alle Antworten auf einen Blick

ErnährungsforumAlexander Ströhle, Hannover

Fettzufuhr und Prävention ausgewählter Krankheiten

Aktualisierte Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Die Geschichte der Ernährungsempfehlungen ist in ihrem Kern eine Geschichte der Fette. Damit verbunden sind Kontroversen zum Einfluss des Fettanteils und der Fettsäurenzusammensetzung der Nahrung auf das Erkrankungsrisiko. Welche Beziehung zwischen der Zufuhr von Gesamtfett, Cholesterol und einzelnen Fettsäuren und der Entstehung ausgewählter ernährungsmitbedingter Erkrankungen besteht, wurde kürzlich von einer Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Rahmen einer Leitlinie systematisch evaluiert.

Fortbildung WissensbasierungIris Hinneburg, Halle (Saale)

Durchblick bei Diagnostika

Kriterien für die Bewertung diagnostischer Tests

Zunehmend häufiger werden in der Apotheke auch diagnostische (Selbst-)Tests und Screenings angeboten. Dieser Beitrag gibt einen Überblick, wie sich diese Maßnahmen nach den Kriterien der evidenzbasierten Pharmazie bewerten lassen. Wie diese Kriterien dann in der Praxis umgesetzt werden, wird anhand von zwei Beispielen aus der Apothekenpraxis erläutert.

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Diagnostic tests in the pharmacy

Recently a number of diagnostic tests have been developed which are marketed in pharmacies. How reliable are the results and are the tests a sensible option for patients? The pharmacist has to answer these questions after searching for relevant clinical trials and critically appraising the evidence. This article presents key concepts which the pharmacist should consider.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Eugen J. Verspohl, Münster

Lithiumtherapie

Verdacht auf Begünstigung von Nierentumoren

Die Einführung von Lithium als Therapeutikum bei affektiven Störungen, manischen Phasen und bipolarer Depression bedeutete einen großen Fortschritt in der Psychopharmakotherapie, da bis dahin keine effektive Arzneimittelbehandlung zur Verfügung stand. Auch heute noch hat Lithium einen hohen therapeutischen Stellenwert, allerdings gibt es mittlerweile Hinweise auf einen Kausalzusammenhang zwischen der Einnahme von Lithium und der Entwicklung von Tumoren und Zysten der Niere.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Eugen J. Verspohl, Münster - Mit einem Kommentar von Dr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Myokardinfarkt

Risiko durch Kombinationsbehandlung Antithrombotika und NSAID

Nach einem Herzinfarkt wird empfohlen, Therapien – auch kurzfristige – mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und COX-2-Hemmern zu vermeiden. Bei einer antithrombotischen Therapie erhöht sich das Risiko für Blutungen und thrombotische Komplikationen massiv, wie eine dänische Studie zeigte.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Sekundäre Myokardinfarkt-Prophylaxe

Ticagrelor auch langfristig wirksam

Bei Patienten mit einem mehr als ein Jahr zurückliegenden Herzinfarkt konnte eine Langzeitprophylaxe mit Ticagrelor plus Acetylsalicylsäure die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse signifikant reduzieren. Allerdings stieg das Risiko für Blutungen.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Eugen J. Verspohl, Münster

Grippe

Hat die Darmflora einen Einfluss auf die Wirksamkeit einer Impfung?

Immer wieder deuten Studienresultate darauf hin, dass unsere Gesundheit entscheidend von der richtigen Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst wird. Eine Grippe-Impfung schützt manche Menschen gut, andere weniger gut. Forscher aus den USA zeigten nun in Tierversuchen, dass die unterschiedliche Schutzwirkung der Impfung durch die Bakterienzusammensetzung im Darm beeinflusst werden könnte.

Referiert & kommentiertDr. med. Nana Mosler, Leipzig

HPV-Infektion

Noch sind die Impfraten nicht überzeugend

In Deutschland treten pro Jahr rund 4600 Zervixkarzinome auf. Die Tendenz ist abnehmend; dies kann allerdings noch nicht auf die Effektivität der HPV(Humane Papillomviren)-Impfung zurückzuführen sein, sondern spricht eher für den Erfolg der unverzichtbaren Krebsvorsorge. Dennoch empfiehlt die Ständige Impfkommision (STIKO), Mädchen ab neun Jahren zu impfen – dies insbesondere auch, um einen größeren Eingriff, die Konisation, zu vermeiden.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin - Mit einem Kommentar von Univ.- Prof. Dr. Hans Jürgen Heppner, Schwelm

Herpes zoster

Impfung ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll

Seit 2010 ist in Deutschland ein Lebendimpfstoff gegen Herpes zoster (Gürtelrose) verfügbar. Die gute Verträglichkeit macht einen breiten Einsatz möglich. Aufgrund der aktuell noch recht hohen Kosten für den Impfstoff von rund 170 Euro pro Dosis ist allerdings eine Eingrenzung der Indikation wünschenswert. Daten der Krankenkassen zeigen, dass ab dem 50. Lebensjahr eine Impfung sinnvoll ist.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Masern

Aerosolvakzine mit niedrigeren Serokonversionsraten als Subkutanvakzine

Die Masern-Impfung per Immunaerosol scheint vor allem in unterentwickelten Regionen praktikabler als eine klassische Subkutan-Impfung zu sein. In einer neuen Studie bestätigte sich allerdings die Unterlegenheit dieser Applikationsmethode – zumindest gemessen anhand eines Antikörpernachweises drei Monate nach der Impfung. Das „Aus“ für die Aerosolimpfung bedeuten diese Ergebnisse allerdings nicht, so die Autoren.

Referiert & kommentiertDr. Danielle A. Stegmann, Stuttgart

Hereditäres Angioödem

Differenzialdiagnose, Symptomatik und Therapie

Auf einem von Shire Deutschland GmbH veranstalteten Symposium, im Rahmen des 121. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2015 in Mannheim, vermittelten drei Experten einen umfassenden Überblick zur Differenzierung, Symptomatik und Therapie von Angioödemen. Der Schwerpunkt lag auf den Bradykinin-vermittelten Formen und der gastrointestinalen Beteiligung.

Referiert & kommentiertDr. Danielle A. Stegmann, Stuttgart

Delirium

Wirksamkeit präventiver nichtpharmakologischer Maßnahmen bei geriatrischen Patienten

In einer systematischen Metaanalyse konnte klar die Wirksamkeit von präventiven nichtpharmakologischen Interventionen bei hospitalisierten geriatrischen Patienten in Bezug auf die Delirium-Inzidenz gezeigt werden. Die Studienautoren plädieren nun an die Krankenhäuser, entsprechende Maßnahmen in die Akutpflege zu integrieren.