Behalten Sie Ihre Kunden im Auge


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Zehn Prozent aller Erblindungen sind auf die Folgen eines Diabetes mellitus zurückzuführen [4].

Am 7. April findet der Weltgesundheitstag statt, mit dem die WHO ein vorrangiges Gesundheitsproblem ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit rücken will. 2016 steht der Diabetes mellitus im Mittelpunkt. Ein immer wiederkehrendes Thema auch in der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten. Und dennoch wird es nicht langweilig: In diesem Heft gewinnen Sie ab Seite 148 einen Überblick über diabetische Netzhauterkrankungen. 25 bis 35% aller Patienten mit Diabetes mellitus leiden an einer diabetischen Retinopathie [3]. Zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Retinopathie zählen vor allem die Diabetesdauer und ein erhöhter HbA1c-Wert, für die Progression zu schweren Formen auch ein erhöhter Blutdruck [4].

Einer Diagnosestellung im Frühstadium kommt eine große Bedeutung zu, da meist erst fortgeschrittene Netzhautschäden Sehbeeinträchtigungen verursachen und frühe Stadien der diabetischen Retinopathie oft symptomlos verlaufen [4].

Warnzeichen wie eine Verschlechterung der Sehschärfe, die nicht durch eine neue Brille behoben werden kann, Leseschwierigkeiten, Farbsinnstörungen, verschwommenes oder verzerrtes Sehen bis hin zu dunklen Flecken im Gesichtsfeld („Rußregen“) können auf diabetogene Netzhautkomplikationen hindeuten [4]. Es kann aber auch zu Sehstörungen mit stark voneinander abweichenden Brillenstärken kommen. Diese sind meist auf schwankende Blutglucosewerte bei Diabetikern zurückzuführen, die durch Unterschiede in der Linsenbrechkraft aufgrund von osmotischen Effekten der erhöhten Glucosewerte zustande kommen [4]. Diese Veränderungen treten besonders bei einer schnellen Blutzuckersenkung (z.B. durch Insulin) auf oder können auch ein Frühsymptom eines manifesten Diabetes mellitus sein.

Behalten Sie Ihre Kunden daher im Auge: Bestehen Risikofaktoren und schildern die Patienten sogar Sehstörungen, dann weisen Sie noch einmal auf die Bedeutung eines regelmäßigen Augenarztbesuchs hin, der bei Patienten mit Diabetes mellitus und noch keiner bestehenden Netzhauterkrankung einmal pro Jahr erfolgen sollte.

Bei der augenärztlichen Kontrolle erfolgt die Untersuchung der vorderen Augenabschnitte und der Netzhaut bei dilatierter Pupille. Außerdem wird die Sehschärfe (Visus) bestimmt. Die Sehschärfe kann zum Beispiel mithilfe von Schrifttafeln ermittelt werden, wobei der Patient Zahlen- oder Buchstabenreihen ablesen muss. Für jede Zahlenreihe ist eine bestimmte Entfernung von der Tafel vorgegeben. Erkennt ein Patient ein Zeichen aus der Entfernung von 6 Metern, für das die Normentfernung 30 Meter beträgt, so ist sein Visus 6/30 oder 0,2.

Durch die Einschränkung oder den Verlust des Sehvermögens wird die Lebensqualität der Betroffenen extrem eingeschränkt. Ist die bestkorrigierte Sehschärfe am besseren Auge zum Beispiel auf unter 0,5 reduziert, besteht nach der deutschen Fahrerlaubnisverordnung keine Erlaubnis mehr zur Führung eines Kraftfahrzeugs. In einer Übersichtsarbeit wurde die durch das Sehvermögen bedingte Lebensqualität (Nutzwert) bei Visusverlust anderen Erkrankungen gegenübergestellt [2] und von Patienten mit einer zentralen Sehschärfe von 0,3 am besseren Auge einer Erkrankung an einem Mammakarzinom mit notwendiger Chemotherapie [2] oder einer schweren Angina pectoris gleichgestellt [1].

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