Der Kausalität auf der Spur


Dr. Bettina Krieg, Stuttgart

Seit Anfang 2015 verbreitet sich das Zika-Virus in Süd- und Mittelamerika, seit Herbst 2015 steigen die Meldungen über Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen, die im Zusammenhang mit Zika-Virus-Infektionen während der Schwangerschaft auftreten [1]. Ein ursächlicher Zusammenhang lag zwar nahe, war aber keinesfalls klar – noch im Februar 2016 wurde in den „Nature News“ spekuliert, dass es Monate bis Jahre dauern könnte, um eine Kausalität eindeutig zu beweisen [3].

Es ging schneller als erwartet: Im April erschien im New England Journal of Medicine die Publikation von Rasmussen et al. [4], auf deren Basis die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention den ursächlichen Zusammenhang als erwiesen ansahen [2].

Doch wie wird ein solcher Nachweis eigentlich erbracht? Fest steht: Es existiert kein einzelnes Beweisstück, das mit 100%iger Sicherheit alle Zweifel ausräumt – dies wäre bei epidemiologischen Fragestellungen auch schwer möglich. Viel eher geht es darum, dass eine ausreichende Anzahl an Indizien ein überzeugendes Gesamtbild liefert.

Zum Nachweis einer Teratogenität existieren zwei Kriterienkataloge, die Shepard- und die Bradford-Hill-Kriterien; der Arbeit von Rasmussen et al. liegen die des Teratologen Thomas Shepard zugrunde. Die insgesamt sieben Kriterien lassen sich jeweils verschiedenen Arten der Beweisführung zuordnen. So beruhen einige von ihnen auf dem „seltene Exposition – seltener Effekt“-Ansatz, andere erfordern epidemiologische oder experimentelle Herangehensweisen. Sie lauten im Einzelnen:

  • Kriterium 1: Nachgewiesene Exposition während kritischer Phasen der pränatalen Entwicklung
  • Kriterium 2: Konsistente Ergebnisse von mindestens zwei epidemiologischen Studien hoher Qualität
  • Kriterium 3: Klare Abgrenzbarkeit des klinischen Erscheinungsbilds der Schädigung
  • Kriterium 4: Seltene Exposition, die mit einem seltenen Effekt assoziiert ist
  • Kriterium 5: Teratogenität im Tiermodell
  • Kriterium 6: Die Assoziation sollte biologisch sinnhaft sein
  • Kriterium 7: Experimenteller Beweis, dass das Agens in seinem unveränderten Zustand wirkt

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