Glutenfrei, lactosefrei, sinnfrei?


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Foto: Ferdinando Iannone

In Deutschland liegt die Prävalenz der Zöliakie bei etwa 0,3%. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer fehlgerichteten Immunreaktion auf Gluten und verwandte Proteine, die in Weizen, Roggen, Gerste und anderen Getreidesorten enthalten sind. Dadurch kommt es zu entzündlichen Veränderungen im Dünndarm und einer Malabsorption von Nahrungsbestandteilen [2].

Die Weizenallergie und die Nichtzöliakie-Weizensensitivität sind weitere Weizen-abhängige Erkrankungen, die in den letzten Jahren Gegenstand intensiver Diskussionen in der Öffentlichkeit geworden sind. Zu diesen gibt es jedoch keine konkreten Daten zur Häufigkeit. Diese soll zwischen 0,5 und 7% liegen. In der erwachsenen Bevölkerung geben jedoch bis zu 13% an, davon betroffen zu sein [1].

Bei der Weizenallergie handelt es sich, wie bei der Zöliakie, um eine immunologische Reaktion gegen Weizenproteine. Im Unterschied zur Zöliakie sind hauptsächlich T-Zell- und IgE-vermittelte Reaktionen gegen verschiedene Weizenproteine wie ω-5-Gliadin oder Amylase-Trypsin-Inhibitoren in die Pathogenese involviert. Die Symptome können sich vielfältig äußern von Schwellungen, Jucken und Kratzen von Nase, Augen und Rachen, Hautausschlägen, Atemnot oder gastrointestinalen Beschwerden. Die gastrointestinalen Formen der Weizenallergie sind klinisch nicht eindeutig von einer Zöliakie zu unterscheiden [1].

Bei der Nichtzöliakie-Weizensensitivität dagegen handelt es sich um eine Intoleranz gegenüber Weizenbestandteilen. Welche Inhaltsstoffe des Weizens für diese Intoleranzreaktion verantwortlich sind und wie dieses Beschwerdebild diagnostiziert wird, erfahren Sie in der Übersicht zur Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität von Prof. Smollich ab Seite 73.

Buchtitel wie „Weizenwampe“ oder „Dumm wie Brot“ propagieren den Verzicht auf Weizen oder Gluten-haltige Produkte auch bei Personen, die nicht unter Zöliakie leiden. Eine Kampfansage gegenüber Gluten als vermeintlich krankmachendes Agens sollte aber nicht erfolgen. Zum schlechten Ruf trägt zusätzlich bei, dass Gluten-haltige Nahrungsmittel häufig einen hohen glykämischen Index haben und deshalb mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko in Verbindung gebracht werden.

In einer aktuellen prospektiven Kohortenstudie mit über 100000 Teilnehmern aus der Nurses Health Study und der Health Professionals Follow-up Study konnte das allerdings nicht bestätigt werden [2]. Im Gegenteil: Die Gruppe mit der höchsten Glutenaufnahme hatte, nach Adjustierung für bekannte Risikofaktoren (Rauchen, Übergewicht etc.), kein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer koronaren Herzerkrankung im Vergleich zu der Gruppe mit der niedrigsten Glutenaufnahme. Wurde dann noch eine Adjustierung für raffinierte Getreideprodukte vorgenommen, dann war ein hoher Glutenkonsum sogar mit einem niedrigeren Risiko für eine koronare Herzerkrankung verbunden (Hazard-Ratio 0,85; 95%-Konfidenzintervall: 0,77–0,93, p=0,002). Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit einer reduzierten Glutenaufnahme auch ein reduzierter Konsum von Vollkornprodukten einhergeht. Diese sind wiederum reich an B-Vitaminen, Vitamin E, Ballaststoffen, Zink und Eisen und können Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko haben.

Wie verhält es sich bei anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Laut Ernährungsstudie der Techniker Krankenkasse geben 7% der Deutschen an, an einer Lactoseunverträglichkeit zu leiden, fast doppelt so viele wie vor drei Jahren [3]. Liegt das an der erhöhten medialen Präsenz oder an besseren Diagnosemöglichkeiten? Was sollten Sie Ihren Kunden raten, die über entsprechende Symptome klagen?

Antworten hierzu gibt Ihnen Prof. Martin Smollich im MMP-Webinar zum Thema „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“ am 6. Februar.

Unter webinar@mmp-online.de können Sie sich kostenlos für das Webinar anmelden.

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