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EditorialDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Glutenfrei, lactosefrei, sinnfrei?

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ÜbersichtMarkus Backmund, München

Substitutionsbehandlung bei Opioidabhängigkeit

Substitutionsbehandlung bei Opioidabhängigkeit

2017 wurden sowohl die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) als auch die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Substitutionsbehandlung aktualisiert. Erstmals wird den wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung getragen, dass die Substitutionsbehandlung die Therapie der ersten Wahl bei Opioidabhängigkeit ist. Ärzte sollen in Zukunft nicht mehr mit einem Bein im Gefängnis stehen, wenn sie opioidabhängige Patientinnen und Patienten entsprechend dem aktuellen Kenntnisstand behandeln.

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A lifelong therapy – substitution treatment of opioid dependence

Die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) was adopted by the Bundestag in March and by the Bundesrat in May. The latest guidelines of the Federal Chamber of Physicians (BÄK) on the subject of substitution treatment are published just now. The scientific findings that substitution treatment is the first-choice treatment for opioid-dependent patients and can reduce morbidity and mortality is taken into account for the first time. In the future, doctors should no longer be in jail with one leg if they treat opioid-dependent patients according to the latest scientific knowledge.

Seite 56 - 60
ÜbersichtPhilipp Böhmer, Stuttgart

Opioidsubstitution aus pharmazeutischer Sicht

Der Wunsch des Menschen, sich mit Rauschmitteln das Leben zu verschönern, ist beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Dass diese Rauschmittel in den meisten Fällen mehr Fluch als Segen bringen, wird den Beteiligten oft erst dann bewusst, wenn es schon beinahe zu spät ist. Die Substitutionstherapie ist eine Chance für Betroffene auf ein Leben ohne diese gesundheitsgefährdenden Substanzen. Den größten Erfolg hat diese Therapie dann, wenn Politik und Heilberufler dabei Hand in Hand zusammenarbeiten.

FlaggeEnglish abstract

Opioid substitution – the pharmaceutical perspective

The desire of humans to beautify their life with narcotics is probably as old as mankind itself. The pharmacokinetic profile of heroin is one of the reasons for its high addiction potential: As a very lipophilic substance, it penetrates the blood-brain barrier very quickly, so that a euphoric effects is triggered suddenly. Before the addiction becomes life threatening it is advisable to make use of a substitution substance. This is particularly true for heroin addicts. In case of opioid-dependence methadone has been the method of choice for a long time. Nowadays the number of possibilities is constantly growing to adapt even better to the needs of the patient. Even laws have been adapted accordingly. To ensure the best treatment and care of the patients it is essential that medical professionals, therapists, pharmacists and politics work hand in hand and focus on their own strengths.

Seite 61 - 70
ÜbersichtEberhard Kuwertz-Bröking, Münster, und Alexander von Gontard, Homburg

Harninkontinenz und Enuresis im Kindesalter

Im Alter von sieben Jahren leiden etwa 2 bis 5% der Kinder an einer Harninkontinenz tagsüber und 7 bis 13% an einer Enuresis nocturna. Die Inkontinenz tagsüber wird meist durch verschiedene Formen einer nichtorganischen (funktionellen) Funktionsstörung des unteren Harntrakts verursacht. Hierzu gehören vor allem die überaktive Blase, der Miktionsaufschub und die dyskoordinierte Miktion. Die Enuresis wird eingeteilt in eine monosymptomatische (MEN) und eine nicht monosymptomatische Form (Non-MEN). Begleitstörungen bei Harninkontinenz sind häufig. Hierzu zählen ADHS, oppositionelle Verhaltensstörungen, emotionale Störungen, Obstipation und rezidivierende Harnwegsinfektionen. Der folgende Artikel gibt eine Übersicht über die Diagnostik und Therapie.

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Urinary incontinence and enuresis in childhood

Approximately 2–5% of 7 year old children suffer from intermittend daytime incontinence and 7–13% from nocturnal enuresis. Daytime incontinence is provoced by several forms of non-organic functional lower urinary tract dysfunction including overactive bladder, voiding postponement and dysfunctional voiding. Enuresis is categorized into monosymptomatic (MEN) and non-monosymptomatic forms (Non-MEN). Comorbid disorders like ADHS, behavioral and emotional problems, constipation and urinary tract infections are often seen.

This article provides an overview about diagnostics and therapy of urinary incontinece and enuresis in childhood.

Seite 73 - 80
ErnährungsforumMartin Smollich, Rheine

„Weizen-Sensitivität“ – gibt es das wirklich?

Neben den bekannten Krankheitsbildern Zöliakie und Weizenallergie gibt es zunehmend Daten, die auf eine weitere Erkrankung im Kontext von Weizen und Gluten hindeuten – die „Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität“ (NZWS). Da bislang kein exakter Pathomechanismus bekannt ist, sind auch diagnostische und klinische Kriterien umstritten. Unabhängig davon ist absehbar, dass die Prävalenz dieses Krankheitsbildes in nächster Zeit weiter zunehmen wird.

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Non-celiac wheat sensitivity – does it really exist?

Apart from the well-known diagnoses celiac disease and wheat allergy, current data suggest the existence of another disease related to wheat and gluten: the so-called „non-celiac wheat sensitivity“. Since no particular pathogenetic mechanism has been identified yet, both diagnostic and clinical criteria remain controversial issues. Notwithstanding ongoing research, the prevalence of this disease pattern is likely to increase in the near future.

Seite 81 - 86
Fortbildung WissensbasierungAndreas D. Meid und Walter E. Haefeli, Heidelberg

Realitäts-Check in der Pharmakoepidemiologie

Vorhersage von Medikationsrisiken für personalisierte Therapieentscheidungen im Big-Data-Zeitalter

Im Zeitalter der personalisierten Medizin bekommt die Vorhersage des künftigen Gesundheitsstatus bzw. Krankheitsverlaufs eine zentrale Bedeutung. Die Pharmakotherapie mit ihrem Nutzen und ihren Risiken hat einen großen Einfluss auf diese Prognose. Dies kann pharmakoepidemiologisch untersucht werden. Während der wachsende Stellenwert der Pharmakoepidemiologie hauptsächlich auf der (retrospektiven) Aufklärung von Assoziationen begründet ist, eröffnen sich gerade durch die (zeitnahe) Verfügbarkeit großer Datenmengen („Big Data“) neue Möglichkeiten zur Identifikation therapierelevanter Risikokonstellationen im Einzelfall. Eine exemplarische Darstellung illustriert Chancen und Herausforderungen dieses prädiktiven Ansatzes, um Risikopatienten auch anhand ihrer Medikation zu identifizieren und deren Pharmakotherapie zu optimieren.

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Reality check of pharmacoepidemiological study results: prediction of medication risks for personalized treatment decisions in the age of big data

Prediction of future health states or disease courses is a central element in patient (risk) management by health care professionals in the age of personalized medicine. Individual prognosis is strongly determined by benefits and risks of pharmacological treatments that can be investigated by pharmacoepidemiology. While its growing importance is mainly based on (retrospective) analyses of associations, timely available big-data sources open up opportunities to reveal relevant risk constellations in the individual case. We exemplarily illustrate chances and challenges of such predictive approaches, for instance to identify patients at risk by their medication and thus to optimize their pharmacotherapy.

Seite 87 - 93
Referiert & kommentiertDr. med. Johann S. Lempp und Prof. Vedat Schwenger, Transplantationszentrum Stuttgart

Nierentransplantation

Neuer Therapieansatz bei hochimmunisierten Patienten

Patienten mit Antikörpern gegen in der Bevölkerung häufige humane Leukozytenantigene (HLA) haben geringere Aussichten auf ein Organangebot. Für eine erfolgreiche Transplantation eines HLA-inkompatiblen Organs muss die Zahl der Antikörper bzw. der antikörperproduzierenden Zellen verringert werden. Die aktuell verfügbaren Methoden sind jedoch nicht ohne Risiken. Im New England Journal of Medicine wurde die Studiendaten zu einem neuen Ansatz veröffentlicht: eine IgG-degradierende Endopeptidase aus dem Bakterium Streptococcus pyogenes.

Seite 87 - 93
Referiert & kommentiertAbdol A. Ameri, Weidenstetten

Erektile Dysfunktion und kardiovaskuläres Risiko

PDE-5-Hemmer: Günstige Option nach Myokardinfarkt?

Patienten, die nach einem ersten Myokardinfarkt wegen einer erektilen Dysfunktion (ED) Phosphodiesterase(PDE)-5-Inhibitoren einnehmen, scheinen davon auch gesundheitlich zu profitieren. Die Ergebnisse einer retrospektiven schwedischen Kohortenstudie weisen darauf hin, dass die medikamentöse ED-Therapie mit einer geringeren Mortalität und einem geringeren Hospitalisierungsrisiko wegen Herzinsuffizienz assoziiert ist.

Seite 87 - 93
Referiert & kommentiertProf. Dr. Ingo Rustenbeck, Braunschweig

SGLT-Hemmer bei Typ-1-Diabetes

Bessere Blutzuckerkontrolle durch Sotagliflozin?

Die Erfolgsgeschichte der SGLT(Natrium/Glucose-Cotransporter)-Hemmung als antidiabetisches Prinzip könnte sich um ein Kapitel erweitern. Im September 2017 erschien im NEJM der Bericht über eine Phase-III-Studie („inTandem3“), in der geprüft wurde, ob die tägliche Gabe von 400 mg Sotagliflozin zusätzlich zur weitergeführten Insulintherapie (Injektionen oder Pumpe) zu einer besseren Stoffwechselkontrolle als Placebo führt [2]. Der primäre Endpunkt wurde definiert als ein HbA1c-Wert von weniger als 7% ohne Episoden von Ketoazidose oder Hypoglykämie. Dieser Endpunkt wurde nach 24 Wochen von 28,6% in der Verum-Gruppe erreicht, dagegen nur von 15,2% in der Placebo-Gruppe; dieser Unterschied war hochgradig signifikant. Insofern kann diese Studie als Beleg für ein Konzept angesehen werden, dessen klinische Relevanz in weiteren Untersuchungen zu klären sein wird.

Seite 87 - 93
Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Schwangerschaft

ASS reduziert Präeklampsie-Risiko

Schwangere mit hohem Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie profitieren von der prophylaktischen Einnahme niedrig dosierter Acteylsalicylsäure ab der 11. bis 14. Schwangerschaftswoche. In einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie konnte die Zahl der Präeklampsie-Fälle signifikant gesenkt werden.

Seite 87 - 93
Referiert & kommentiertDr. Bettina Krieg, Stuttgart

Wussten Sie schon …?

Der Geruch des Partners hilft gegen Stress

Riechen Sie auch ab und zu an einem T-Shirt Ihres Partners, wenn Sie gerade nicht bei ihm sein können? Dann zählen Sie zu den 80 % der Frauen bzw. 50 % der Männer, die das einer Studie zufolge tun, weil es ihnen Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Dieses Phänomen und seine Wirkungen wurden nun kontrolliert und doppelblind untersucht.