Wussten Sie schon …?

Krebs durch die Geburt


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Bei einem von 1000 Neugeborenen leidet die Mutter an einer Krebserkrankung. In sehr seltenen Fällen kann die mütterliche Krebserkrankung auf das Kind übertragen werden. Dies geschieht bei ungefähr zwei Säuglingen pro eine Million krebskranker Mütter. In den beschriebenen Fällen wurden Blut-, Haut-, Lungen- oder Zervixkarzinome hämatogen durch die Plazenta übertragen. Hierbei wurden die maternalen Tumorzellen auf verschiedene Organe (z. B. Gehirn, Knochen, Leber oder Weichgewebe) des Kindes verteilt.

Durch die Plazentaschranke und die Autoimmunantwort des Fetus ist eine solche transplazentare Übertragung jedoch selten.

Wissenschaftler haben nun zwei Fälle von Lungenkrebs bei einem 23 Monate und einem sechs Jahre alten Jungen beschrieben, bei denen die Krebserkrankung während der Geburt durch ein Zervixkarzinom der Mutter übertragen wurde.

In dem einen Fall wurden Proben aus gesundem und erkranktem Gewebe von Mutter und Kind unabhängig voneinander analysiert. Da die Proben der Mutter und des Kindes histologische Ähnlichkeiten aufwiesen, haben die Wissenschaftler die Genprofile des Tumorgewebes von Mutter und Kind miteinander verglichen. Es konnten dieselben Mutationen in speziellen Genen (z. B. KRAS) und dieselben SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) in verschiedenen Exons nachgewiesen werden.

Im anderen Fall wurde bei dem sechsjährigen Jungen ein Adenokarzinom der Lunge diagnostiziert, das ungewöhnlich ist, aber Ähnlichkeiten mit dem Zervixkarzinom der Mutter aufwies. Im nachfolgenden Next-Generation-Sequencing konnte wieder ein ähnliches Genprofil zwischen dem Tumorgewebe der Mutter und dem des Sohnes festgestellt werden.

Bei beiden Kindern fehlte im Tumorgewebe außerdem das Y-Chromosom und die Tumorproben waren sowohl bei den Müttern als auch bei den Kindern HPV-positiv, was die Übertragung des Tumors von der Mutter auf das Kind bestätigt.

Die Tumoren bei den Kindern entstanden höchstwahrscheinlich durch die Aspiration von mit Tumorzellen kontaminierter Vaginalflüssigkeit während der Geburt. Deshalb sollte bei Müttern mit einem Zervixkarzinom eine Entbindung per Kaiserschnitt empfohlen werden.

Literatur

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