Wussten Sie schon …?

Adipositas-Paradoxon bei Lungen-, Nieren- und Hautkrebs


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Fettzellen könnten eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort gegenüber bestimmten Tumoren spielen. Foto: Spectral Design/www.istockphoto.com

Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) ist nicht nur eine chronische Erkrankung, sondern gilt auch als Risikofaktor für das metabolische Syndrom und für kardiovaskuläre Erkrankungen. Ein erhöhter BMI ist auch mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten assoziiert und könnte zudem das Risiko erhöhen, an einer Krebserkrankung zu versterben. In manchen Studien hatten Krebspatienten mit einem normalen BMI (20–25 kg/m2) allerdings ein schlechteres Outcome im Vergleich zu Patienten mit Adipositas (sog. Adipositas-Paradoxon). In einem aktuellen systematischen Review mit Metaanalyse wurde die Prognose von Krebspatienten mit und ohne Adipositas analysiert.

In die Metaanalyse wurden 203 Studien mit mehr als 6,3 Millionen Patienten eingeschlossen. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben der Krebspatienten mit und ohne Adipositas. Sekundäre Endpunkte waren das krebsspezifische, das progressionsfreie oder krankheitsfreie Überleben.

Adipositas war mit einem signifikant reduzierten Gesamtüberleben (Hazard-Ratio [HR] 1,14; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 1,09–1,19; p < 0,001) und krankheitsspezifischem Überleben (HR 1,17; 95%-KI 1,12–1,23; p < 0,001) verbunden. Auch das Rückfallrisiko war erhöht. Subgruppenanalysen konnten das für Patienten mit Brust- Darm, Prostata- und Pankreaskarzinomen bestätigen.

Onkologen sollten bei der Krebsbehandlung in multidisziplinären Teams auch eine Adipositas therapieren. Das beinhaltet sowohl die Steigerung der körperlichen Aktivität und eine Reduktion der Kalorienzufuhr als auch die Behandlung und Prävention kardiovaskulärer Komplikationen.

Bei den Patienten mit Lungen- und Nierenkrebs sowie Melanomen sah das allerdings anders aus. Bei diesen Krebsarten hatten adipöse Patienten bessere Überlebenschancen im Vergleich zu Normalgewichtigen (Lungenkrebs: HR 0,86; 95%-KI 0,76–0,98; p = 0,02; Nierenkrebs: HR 0,74; 95%-KI 0,53–0,89; p = 0,02; Melanom: HR 0,74; 95%-KI 0,57–0,96; p < 0,001).

In den meisten Studien mit Lungenkrebspatienten wurden schwer kranke Patienten eingeschlossen, bei denen die ausgeprägte Tumorkachexie eine große Rolle spielen könnte. Eine weitere Hypothese der Autoren ist die Rolle des weißen Fettgewebes, das eine wesentliche Rolle bei der Immunantwort gegenüber bestimmten Tumoren spielen könnte.

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