Saskia Fechte, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Das Thema Impfen bestimmt zurzeit sowohl die Medien als auch so manches private Gespräch. Die einen warten ungeduldig auf Booster-Termine oder die Zulassung von Corona-Impfstoffen für Kleinkinder, die anderen empören sich angesichts neuester Empfehlungen und Beschränkungen, kündigen gar andersdenkenden Menschen die langjährige Freundschaft. Die Entscheidung des Bundestags über eine gesetzliche COVID-19-Impfpflicht wird die Diskussionen im öffentlichen und privaten Leben weiter beleben. Obwohl sie schon lange Teil unserer Gesellschaft sind, riefen Impfmaßnahmen selten derartig heftige Reaktionen hervor. Die Einführung der Masernimpfpflicht wurde (und wird) vor allem unter Eltern zwar ebenfalls kontrovers diskutiert, erreichte aber bei weitem nicht die derzeitige Intensität wie das Thema Corona-Impfung.
Überdeckt von der Diskussion um COVID-19 geraten andere Immunisierungen leicht aus dem Blickfeld. Nach wie vor sind Auffrischimpfungen, etwa gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis, im Erwachsenenalter sinnvoll. Wer im Zuge von Corona seinen Impfpass in der Hand hält, tut gut daran, seine Grundimmunisierung zu überprüfen. Senioren ab 60 Jahren sollten zudem an Impfungen gegen Pneumokokken, Herpes zoster und Influenza denken.
Ein relativ junger Bestandteil des Impfkalenders ist die Schutzmaßnahme gegen humane Papillomviren (HPV). Die Erreger gelten als Verursacher verschiedener Krebserkrankungen, allen voran Zervixkarzinome bei Frauen zwischen 35 und 59 Jahren [1]. Weiterhin gehen viele Tumoren im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich, übrigens auch bei Männern, auf das Konto einer solchen Infektion. Da die Übertragung von HPV meist schon beim ersten Sexualkontakt erfolgt, ist eine frühzeitige Impfung angezeigt. Für Mädchen im Alter zwischen neun und 14 Jahren gilt bereits seit einiger Zeit eine entsprechende STIKO-Empfehlung, seit 2018 sollen auch gleichaltrige Jungen die HPV-Immunisierung erhalten. Aber auch zu einem späteren Zeitpunkt kann eine Impfung trotz möglicher persistierender Infektion noch vor anderen im Impfstoff enthaltenen HPV- Typen schützen.
Laut Robert Koch-Institut liegt die derzeitige Impfquote hierzulande bei 44,6 %. Modellberechnungen sagen voraus, dass durch die HPV-Impfung von Mädchen die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs in Deutschland im Verlauf der nächsten 100 Jahre um mehr als die Hälfte gesenkt werden kann [1]. Eine vergleichbare Impfquote bei Jungen kann zusätzlich zahlreiche weitere HPV-bedingte Krebsfälle bei Frauen und Männern verhindern. Detaillierte Informationen zur Pathogenese und Epidemiologie sowie zur Durchführung und Wirksamkeit der Impfung gegen humane Papillomviren finden Sie im Beitrag von Prof. Martina Prelog.
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