Wussten Sie schon …?

Zu Tode gefürchtet


Saskia Fechte, Stuttgart

Foto: Tunatura/stock.adobe.com 

Da blieb mir vor Angst das Herz stehen, heißt es nach aufregenden Erlebnissen im Volksmund. Zumindest für Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) kann diese Redensart in Form einer myokardialen Ischämie wahr werden. Psychischer Stress kann offenbar manche Menschen in Lebensgefahr bringen.

Sowohl mentaler als auch konventioneller Stress kann durch einen erhöhten Sauerstoffbedarf der Herzmuskulatur eine Ischämie hervorrufen. Psychischer Stress führt hier zu Gefäßverengung und Minderdurchblutung, noch eher als reiner Belastungsstress. Darüber hinaus scheint der körperliche Alarmzustand den Tonus in den Kapillaren, die Endothelfunktion in den Oberarmen und die Gehirnaktivität ungünstig zu verändern. Außerdem steigen in emotionalen Ausnahmesituationen bei KHK-Patienten die Entzündungsparameter an, wie eine Analyse zweier prospektiver Kohortenstudien mit mehr als 900 Teilnehmern ergab. Demnach bestand ein signifikant erhöhtes Risiko für kardiovaskulären Tod oder nicht tödlichen Myokardinfarkt bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit, bei denen eine durch psychischen Stress induzierte Ischämie vorlag, im Vergleich zu KHK-Patienten, die keine Ischämie dieser Ursache aufwiesen [1].

Bemerkenswert ist, dass Myokardischämien durch mentalen Stress offenbar auch bei Patienten auftreten können, die in konventionellen Stresstests unauffällige Ergebnisse zeigen.

Psychischer Stress induziert jedoch nicht bei allen Menschen gleich eine Ischämie, vermutlich spielt hier die Neurobiologie eine Rolle. Bildgebende Gehirnuntersuchungen lassen einen Zusammenhang zwischen Stress-induzierter Ischämie und Veränderungen der Gehirnreaktivität auf Stress vermuten. Diese Auffälligkeiten treten in den Bereichen auf, die an der Regulierung von Emotionen und der autonomen Funktion beteiligt sind. Assoziationen zwischen Gehirnreaktionen in diesem Schaltkreis und kardiovaskulären Ereignissen sind bei KHK-Patienten bekannt.

Inwieweit Tests auf Ischämien durch psychischen Stress einen klinischen Wert haben, ist noch fraglich. Es könnte sinnvoll sein, Stressempfindlichkeit und psychische Gesundheitsfaktoren bei KHK-Patienten zur Risikoeinschätzung einzubeziehen. Zusätzlich zu medizinischen Interventionen könnten Lebensstilveränderungen sowie Stressbewältigungstraining eine gewisse Schutzfunktion gegenüber kardiovaskulärer Ereignisse haben.

Wie sehr Emotionen das körperliche Befinden beeinflussen können, ist erstaunlich. Die medizinischen Auswirkungen von Stress und psychischer Gesundheit werden zunehmend durch Studien und Untersuchungen belegt. Einer anderen aktuellen Studie zufolge können Wut oder emotionale Verstimmungen Schlaganfälle auslösen, einschließlich ischämischer Schlaganfälle und intrazerebraler Blutungen [2].

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