Auf Unentbehrliches verzichten


Saskia Fechte

Foto: Ferdinando Iannone

Was macht ein Arzneimittel unentbehrlich? Eine hohe Wirksamkeit zählt unbedingt zu den Kriterien, ebenso wie dessen Sicherheit. Alle zwei Jahre veröffentlicht die Weltgesundheitsorganisation mit der WHO Model List of Essential Medicines eine aktualisierte Liste unter weiterer Berücksichtigung von Krankheitsprävalenz, Relevanz für die öffentliche Gesundheit und Kostenaspekten [2]. Diese Adelserhebung ist verbunden mit einem hehren Anspruch: Die hier aufgeführten Mittel sollen in funktionierenden Gesundheitssystemen jederzeit in geeigneten Darreichungsformen, von gesicherter Qualität und zu Preisen verfügbar sein, die sich Einzelpersonen und Gesundheitssysteme leisten können. Damit gehen folgende Ziele einher: ein verbesserter Zugang durch eine priorisierte Beschaffung und Verteilung qualitätsgesicherter Arzneimittel, eine rationelle Verschreibung und Verwendung sowie Konditionen, die die Kosten sowohl für die Gesundheitssysteme als auch für die Patienten senken.

Nach Bewertung der WHO zählen mit Diazepam, Lorazepam und Midazolam auch Benzodiazepine zu den aktuell 591 unentbehrlichen Arzneimitteln zur medizinischen Versorgung der dringlichsten Bedürfnisse der Bevölkerung. Sie bilden zusammen mit den Z-Substanzen eine Arzneimittelgruppe mit ambivalentem Image. Einerseits haben sie sich als Notfallmittel im Status epilepticus sowie als angstlösende und sedierende Präparate mit schnellem Wirkeintritt bewährt und lindern seit den 60er-Jahren das Leiden vieler Patienten. Auf der anderen Seite steht die ausgeprägte Gefahr für eine Abhängigkeit.

Die Empfehlung für die Einnahme von Benzodiazepinen lautet: so kurz wie möglich und in möglichst geringer Dosierung. In der Realität zeigt sich jedoch ein anderes Bild, vor allem bei älteren Patienten.

Ein Forschungsprojekt des Bundesgesundheitsministeriums zu Verordnungen von Benzodiazepinen und Z-Substanzen kam zu der Schlussfolgerung, dass diese oftmals, insbesondere im Zusammenhang mit Schlafstörungen, nicht leitliniengerecht erfolgen [1]. Demnach werden sie häufig über erheblich längere Zeiträume verschrieben als vorgesehen.

Hier kommt den Apothekern eine besondere Bedeutung zu, denn sie befinden sich in einer optimalen Position, um bei Stammkunden auf eine langfristige Einnahme aufmerksam zu werden und diese (beim verordnenden Arzt) anzusprechen. Auch auf dem Weg aus der Dauermedikation heraus hin zu einer ambulanten schrittweisen Entwöhnung kann der Apotheker unterstützen. Was bei der Beratung rund um den Langzeitgebrauch dieser besonderen Mittel zu beachten ist und auf welche Weise eine Entwöhnung gelingen kann, lesen Sie in der Übersicht "Fluch und Segen von Benzodiazepinen und Z-Substanzen".

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