Wussten Sie schon …?

Unkontrollierte Bewegungen können auf Tumor hinweisen


Saskia Fechte, Stuttgart

Plötzliche, „tanzende“ Bewegungen sind typische Chorea-Symptome. Foto: Graphicroyalty/stock.adobe.com

Unter „Chorea“ versteht man eine Symptomatik, die sich vor allem bei neurologischen Erkrankungen wie dem genetisch bedingten Morbus Huntington zeigt. Die Patienten fallen durch unwillkürliche Bewegungen auf, die an Tanzen erinnern – daher die volkstümliche Bezeichnung „Veitstanz“. Neben den Extremitäten können das Gesicht und der Rumpf von plötzlichen, windenden Aktivitäten betroffen sein. Manchmal sind die Veränderungen auf eine Körperhälfte beschränkt, dann lautet die Bezeichnung „Hemichorea“.

Bekannte Auslöser sind zerebrovaskuläre Erkrankungen, Hyperglykämie, Infektionen (HIV), systemischer Lupus erythematodes, Stoffwechselerkrankungen und Drogenkonsum. Das Krankheitsbild kann außerdem arzneimittelinduziert sowie bei Schwangeren, die zuvor unter rheumatischem Fieber litten („Chorea gravidarum“), auftreten.

Zur Behandlung eignen sich Wirkstoffe, die eine dopaminerge Aktivität unterdrücken oder Dopamin abbauen, Steroide, intravenöses Immunglobulin, Haloperidol oder Clonazepam.

Eine weitere mögliche, eher seltene Ursache ist ein Tumor. Die ungewöhnlichen Bewegungen können als paraneoplastisches neurologisches Syndrom (PNS) auftreten, also ein Nebeneffekt einer Krebserkrankung sein, der nicht unmittelbar mit dem Tumor- oder Metastasenwachstum zusammenhängt. Es kann mehrere Monate bis Jahre dauern, bis die Neoplasie entdeckt wird. Am häufigsten wurde diese Konstellation beim kleinzelligen Lungenkarzinom beobachtet, darüber hinaus bei Lymphomen sowie bei Darm- und Nierenkrebs.

Bei erwachsenen Chorea-Patienten, die keine anderen neurologischen Symptome aufweisen, sollte daher ein spezielles Augenmerk auf Kennzeichen für Malignome liegen, etwa ungewolltem Gewichtsverlust. Asymmetrisch auftretende Bewegungssymptome sowie positive Ergebnisse bezüglich Chorea-typischer Antikörper, insbesondere CRMP-5(CV2), ANNA-1 und PDE10A, liefern weitere wichtige Hinweise auf einen paraneoplastischen Hintergrund. Die PNS-bezogene Chorea wird außerdem als schnell voranschreitend und arzneimittelresistent beschrieben. Sie verschwindet dann im Zuge der zugrundeliegenden Krebsbehandlung.

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