Tradition versus Moderne


Saskia Fechte, Stuttgart

Foto: Ferdinando Iannone

Ist Ihnen der Name Karl-Axel Ekbom geläufig? Der Neurologe aus Schweden (1907–1977) prägte sowohl die Bezeichnung als auch die Wissenslandschaft eines spannenden Krankheitsbildes. Hätte er das Restless-Legs-Syndrom nach sich benannt, wäre er bei Medizinern und Pharmazeuten wohl ähnlich bekannt wie Hakaru Hashimoto oder Alois Alzheimer. Ekboms Erkenntnisse sind dennoch bis heute relevant für die Diagnostik und Behandlung – lesen Sie mehr darüber in dem Artikel ab Seite 388 in dieser Ausgabe.

Schall und Rauch? Von wegen! Entgegen dem Sprichwort ist es gar nicht so einfach, Namen zu vergessen, sprich neue Nomenklaturen zu etablieren und einst gelernte Begriffe im eigenen Kopf und in der Praxis auszutauschen. Bis vor zwei Jahren war es simpel, Wirkstoffe mit der Endung „mab“ als monoklonale Antikörper zu identifizieren, jetzt kommen sie bisweilen als „-tug“, „-mig“ oder „-bart“ daher. Zusätzliche Herausforderung sind die Übersetzungen ins Deutsche: Sobald sich internationale Fachgesellschaften auf zu verwendende Terminologien geeinigt haben, stehen die Verbände hierzulande oft vor einer echten Aufgabe. So gibt es nun statt Niereninsuffizienzen Nierenkrankheiten und Nierenversagen. Die Umgewöhnung von NAFLD (non- alcoholic fatty liver disease) auf MASLD (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease) ist noch ziemlich frisch und wird sicher einige Übung brauchen. Viele Beispiele lassen sich auch im Apothekenalltag finden.

In diesem Zusammenhang sei auch die Diskussion um traditionelle, heute politisch fragliche, Namen erwähnt. Mit Wirkung zum 1. Oktober hat sich jüngst die „Universität Münster“ von ihrem langjährigen Namenspatron Kaiser Wilhelm II. getrennt. Institutionen sowie auch Apotheken werden wie vielerorts Straßen und Plätze umgetauft, um einem Bezug zu Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus abzusprechen. Anders als bei Nomenklaturänderungen, die allein auf neuesten Forschungserkenntnissen beruhen, ist in solchen Fällen eine gute Portion Sensibilität vonnöten.

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