Wussten Sie schon …?

Schwarze Haarzunge bei Rauchern


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Die schwarze Haarzunge tritt vor allem bei Immunsuppression auf und hat eine Prävalenz von 5 %. Foto: Voyagerix/stock.adobe.com

Bei einem 69-jährigen Japaner wurde im Rahmen einer Magenspiegelung bei einem Gesundheitsscreening eine hervortretende, schwarze und behaarte Zunge beobachtet. Der Patient war Raucher, trank Alkohol und litt unter einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus Typ 2 (HbA1c 9,7 %) [3]. Die Bildgebung mit normalem und blauem sowie grünem Licht (Narrow-Band-Imaging) brachte dunkel gefärbte Papillen (multiple kleine Erhebungen auf der Schleimhaut des Zungenrückens) zum Vorschein. In der anschließenden Biopsie wurden anhaftende Pilzfäden (Hyphen) nachgewiesen und schließlich eine Candidiasis [3].

Der Patient wurde angewiesen, mit dem Rauchen aufzuhören und die Mundhygiene zu verbessern. Eine Optimierung seiner Blutzuckerwerte wurde ihm dringend angeraten.

Die schwarze Haarzunge tritt bei bis zu jedem fünften Krebspatienten auf. Typisch ist sie zum Beispiel bei einem Plattenepithelkarzinom, wenn die Zungenbewegung beeinträchtigt ist und die obere Hornschicht der Zunge nicht regelmäßig abgestoßen wird. Hierdurch können Nahrungsmittel und Mikroorganismen länger an der Zunge haften bleiben [2].

In der Allgemeinbevölkerung liegt die Prävalenz bei bis zu 5 %. Die Ursache ist wahrscheinlich eine Immunsuppression. Hierdurch können sich pigmentbildende Bakterien auf den Zungenpapillen ansiedeln. Begünstigt wird dies durch Rauchen, unzureichende Mundhygiene oder auch Arzneimittel wie Antibiotika, Antazida und Glucocorticoide [1]. Aber auch Mundwasser und Desinfektionsmittel sowie ein Niacin-Defizit können die Entstehung begünstigen.

Die Betroffenen haben in der Regel kaum Beschwerden. Es treten eventuell ein leichter Juckreiz und Geschmacksveränderungen auf.

Die Therapie mit speziellen Wirkstoffen wie Tretinoin oder Wasserstoffperoxid ist eher schwierig, da eine ausreichend lange Einwirkzeit erreicht werden muss und die Wirkstoffe nicht heruntergeschluckt werden dürfen [2]. Durch Rauchstopp und gezielte Mundhygiene (inkl. Putzen der Zunge mit einer weichen Zahnbürste) bildet sich die Haarzunge meist zurück [1, 2].

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