Saskia Fechte, Stuttgart

Abb. 1. Ungewöhnlich, aber möglich: Hepatitis aufgrund einer Syphilisinfektion, unter anderem erkennbar an einer Gelbfärbung der Augen. Foto: Pixel-Shot/stock.adobe.com
Die durch das Bakterium Treponema pallidum verursachte Syphilis wird entweder sexuell, durch Blut oder intrauterin von der Mutter auf ihr Kind übertragen. Wiederholte Infektionen sind möglich. Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes 2001 werden neu diagnostizierte, behandlungsbedürftige Syphilisinfektionen nichtnamentlich an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Seit Ende der 70er- bis Anfang der 90er-Jahre war ein Rückgang zu verzeichnen, nach einem zwischenzeitlich stabilen Niveau von etwa 4000 Fällen pro Jahr stieg die Inzidenz in Deutschland seit 2010 annähernd kontinuierlich an. Für 2022 meldete das RKI einen neuen Höchststand mit 8305 Syphilisfällen [1].
Die Erkrankung verläuft typischerweise in drei Stadien: Ein sogenannter Primäraffekt, meist in Gestalt eines schmerzlosen Geschwürs an der Eintrittsstelle (Schanker), erscheint wenige Tage bis Wochen nach der Infektion. Das Sekundärstadium ist geprägt von Allgemeinsymptomen und Hauterscheinungen; im Tertiärstadium, manchmal mehrere Jahre nach der Erstinfektion, sind Schädigungen des zentralen Nervensystems und der Blutgefäße möglich. Symptomfreie Phasen (Latenzen) sind möglich. Infektiösität besteht während des Primär- und Sekundärstadiums sowie in der Frühlatenz bis etwa ein Jahr nach der Infektion. Eine Syphilisinfektion ist heilbar und wird antibiotisch behandelt.
Selten kann eine Syphilis untypische Symptome hervorrufen, beispielsweise eine cholestatische Hepatitis. Dann können Fieber, Unwohlsein, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Gelbsucht auftreten. Solch eine Leberbeteiligung manifestiert sich meist zwei bis acht Wochen nach Abklingen des ersten Geschwürs und reicht von leichter Hepatitis bis hin zu akutem Leberversagen. Insbesondere bei erhöhten Leberwerten (Alanin-Aminotransferase und Gamma-Glutamyltransferase, Bilirubinspiegel, abnormes Gerinnungsprofil) bei Patienten ohne Risikofaktoren (gleichgeschlechtliche Partner, intravenöser Drogenkonsum) sollte an Syphilis gedacht werden.
In der Therapie ist Benzylpenicillin Mittel der Wahl, das gegen Treponema pallidum hoch wirksam ist. Hier ist die Zeit der entscheidende Faktor, denn die syphilitische Hepatitis spricht sehr gut auf Beta-Lactam-Antibiotika an. Verzögerungen bei der Diagnose und Behandlung können jedoch ein Leberversagen herbeiführen. Eine eventuell auftretende Jarish-Herxheimer-Reaktion als schweres immunologisches Phänomen während einer Penicillin-Therapie kann mit oralem Prednisolon aufgefangen werden.
Neben einer Leberauffälligkeit kann eine okuläre Syphilis auftreten, die sich als Sehschärfenverlust und zentrale Sehveränderungen durch ein Retinaödem äußert. Hier kann fast jede Augenstruktur involviert sein, am häufigsten sind jedoch die posteriore Uveitis (Netzhautentzündung) und die Panuveitis (Entzündung der gesamten mittleren Augenhaut).
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