Lieber krank als dick?
Behandlung von Antipsychotika-induzierter Gewichtszunahme
Eine Antipsychotika-induzierte Gewichtszunahme (Antipsychotic-induced weight gain, AIWG) ist eine häufige Nebenwirkung bei Anwendung von Antipsychotika. Die mit dieser Nebenwirkung im Zusammenhang stehenden Komplikationen wie Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen und onkologische Erkrankungen bedingen einen Teil der Exzessmortalität bei der Schizophrenie. Hochrisikopräparate sind Clozapin und Olanzapin, aber auch Quetiapin, Risperidon und Paliperidon sind hier problematisch. In den meisten Fällen ist eine Dosisreduktion oder eine Umstellung des Antipsychotikums nicht möglich. Aus diesen Gründen ist die Add-on-Behandlung mit Metformin, wenn nichtpharmakologische Interventionen nicht wirksam oder möglich waren, mittlerweile der Goldstandard in der Behandlung einer AIWG. Dabei handelt es sich um eine Off-Label-Behandlung. Die GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-Analoga) gewinnen auch bei der AIWG mehr Bedeutung, sind aber sicherlich im Moment noch nicht für die regelhafte Anwendung empfohlen. Weitere Optionen zum Management einer AIWG sind die Gabe von Topiramat oder eine Add-on-Gabe von Aripiprazol. In diesem Artikel werden die Ursachen, das diagnostische Vorgehen und das Management einer AIWG dargestellt.
English abstract
Treatment of antipsychotic-induced weight gain
Antipsychotic-induced weight gain (AIWG) is a common side effect of antipsychotic drug use. The complications associated with this side effect, such as type 2 diabetes mellitus, cardiovascular and oncological diseases, cause part of the excessive mortality in schizophrenia. High-risk compounds are clozapine, olanzapine, but also quetiapine, risperidone and paliperidone are problematic here. In most cases, a dose reduction or a change in the antipsychotic drug is not possible. For these reasons, when non-pharmacological interventions have not been effective or possible, add-on treatment with metformin has become the standard intervention in the treatment of AIWG. This is an off-label treatment. The GLP1-receptor agonists are also gaining more and more importance in the AIWG but are certainly not yet recommended for regular use. Other options for managing AIWG are the administration of topiramate or an add-on administration of aripiprazole. In this article, the causes, diagnostic procedure and management of AIWG are presented.
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die meist durch Enteroviren der Gruppe A verursacht wird. Es handelt sich um einzelsträngige RNA-Viren, die zur Familie der Picornaviridae gehören. Die meist harmlose und selbstlimitierende Erkrankung betrifft vorwiegend Kinder unter zehn Jahren, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten. HFMK manifestiert sich typischerweise mit Fieber, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen. Ein bis zwei Tage nach Fieberbeginn zeigen sich kleine rote, schmerzhafte Flecken an der Mundschleimhaut, die Bläschen und oftmals kleine Geschwüre ausbilden. Weitere ein bis zwei Tage später manifestiert sich meist an den Handflächen und Fußsohlen ein nichtjuckender Hautausschlag, der wenige Tage darauf abheilt. Schwerwiegende, mit neurologischen Manifestationen einhergehende HFMK-Fälle wurden bislang meist bei Infektionen mit EV-A71-Viren, vorwiegend bei Epidemien im westpazifischen Raum, beobachtet. Die HFMK-Therapie ist in der Regel symptomatisch, eine spezifische, allgemein empfohlene antivirale Behandlung gibt es nicht. Für den Infektionsschutz kommt der Expositionsprophylaxe die wichtigste Bedeutung zu.
English abstract
Hand, foot, and mouth disease – an update
Hand, foot, and mouth disease (HFMD) is a widespread infectious disease worldwide. It is caused mainly by group A enteroviruses, but also to a lesser extent by group B viruses. Enteroviruses are small single-stranded RNA viruses belonging to the Picornaviridae family. The mostly harmless and self-limiting illness primarily affects children under 10 years of age but can also occur in adults. HFMD typically manifests with fever, loss of appetite, and a sore throat. One to two days after the onset of fever, small, red, painful patches appear on the oral mucosa, which develop blisters and often small ulcers. Another one to two days later, a non-itchy rash appears, usually on the palms of the hands and soles of the feet and heals within a few days. Severe cases of disease associated with neurological manifestations have so far been observed in infections with EV-A71 viruses, primarily in large epidemics in Western Pacific areas. HFMD treatment is usually symptomatic; there is no specific, generally recommended antiviral treatment. Exposure prophylaxis is the most important treatment option for infection control.
Standards und neue Wege in der Schmerztherapie
Bericht vom Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2025
Der diesjährige Schmerz- und Palliativtag fand vom 13. bis 15. März unter dem Motto „Stabilität in unsicheren Zeiten: Ambulant, teilstationär und stationär“ in Frankfurt statt. Zahlreiche Vorträge waren auch im Nachgang noch on demand verfügbar. Rund 1500 Teilnehmer konnten sich in über 200 Vorträgen zu den drei Schwerpunkten konservative multimodale Versorgung, invasive Schmerztherapie sowie Neuromodulation informieren. So ging es unter anderem um neue Wirkungsmechanismen, Migräneprophylaxe bei verschiedenen Patientengruppen und digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) in der Schmerzmedizin.
Akuter Schmerz
Suzetrigin statt Opioiden?
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg
Am 30. Januar 2025 ließ die Food and Drug Administration den Wirkstoff Suzetrigin als 50 mg Oraltablette zur Therapie moderater bis schwerer akuter Schmerzen bei Erwachsenen zu. Der erste Vertreter einer neuen Klasse von Nicht-Opioid-Analgetika greift inhibitorisch an spezifischen Natriumkanälen im peripheren Nervensystem an.
Endometriose
Zusammenhang zwischen Endometriose und somatischen Erkrankungen in jungen Jahren
Endometrioseherde können chronische Entzündungsreaktionen auslösen, die Nerven reizen und schädigen können. Diese können zur Entwicklung verschiedener somatischer Erkrankungen beitragen, darunter Autoimmun- und Schmerzerkrankungen unterschiedlicher Art. Ein finnisches Forschungsteam untersuchte diesen Zusammenhang bei Frauen unter 25 Jahren.
Antikoagulation bei Vorhofflimmern
Blutungsrisiko direkter oraler Antikoagulanzien versus ASS: erhöhtes Risiko unter Rivaroxaban
Direkte orale Antikoagulanzien weisen mit Ausnahme von Rivaroxaban ein ähnliches, insgesamt niedriges Risiko für schwere und intrakranielle Blutungen im Vergleich zu Acetylsalicylsäure auf. Die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse stimmen mit vorangegangenen Studien überein, die ein höheres Blutungsrisiko für Rivaroxaban zeigen. Insgesamt spricht das Nutzen-Risiko-Verhältnis in der Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern weiterhin für eine Antikoagulation.
Schlaganfall
Zahlreiche nichtmotorische Folgesymptome
Die Folgen eines Schlaganfalls gehen weit über motorische Einschränkungen hinaus. Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass nichtmotorische Symptome wie Schlafstörungen, sexuelle Dysfunktion und Obstipation bei mehr als der Hälfte der Betroffenen auftreten und oft über Jahre bestehen bleiben.
Antihypertensiva
Vergleichbare Blutdruckkontrolle und Sicherheit bei Aliskiren und Sartanen
Das seit 2007 zur Behandlung der essenziellen Hypertonie zugelassene Aliskiren ist noch immer der einzige Vertreter der Renin-Inhibitoren. Wie der Wirkstoff im Vergleich mit den in dieser Indikation häufig verordneten Sartanen bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit abschneidet, hat ein kürzlich publizierter Cochrane-Review analysiert.