EditorialSusanne Heinzl und die MMP-Redaktion

Wenig große und viele kleine Fortschritte

Pharmakologie aktuell

B-Zell-gerichtete Therapie bei rheumatoider Arthritis

Viel versprechendes Behandlungskonzept?

Der rekombinante chimäre monoklonale Antikörper Rituximab (MabThera®) reduzierte bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, die mit den bislang zur Verfügung stehenden Therapieoptionen nicht ausreichend behandelt werden konnten, die Krankheitsaktivität signifikant.Rituximab ist ein gegen das Oberflächenprotein CD20 gerichteter Antikörper. CD20 wird mit Ausnahme von multipotenten Stammzellen und ausgereiften Plasmazellen von allen B-Zellen exprimiert. Die Bindung des Antikörpers an CD20 führt vor allem durch Zell-Lyse zu B-Zell-Depletion.B-Zellen sind entscheidend an der Aufrechterhaltung des Entzündungsgeschehens bei rheumatoider Arthritis beteiligt, so dass die B-Zell-gerichtete Therapie mit Rituximab eine neue viel versprechende Therapieoption darstellt.

ÜbersichtThomas Voigt, Laudenbach

Flöhe – Gesundheitsrisiko für Mensch, Katze und Hund

Probleme mit Flöhen sind in unseren Breiten in der Regel an Hunde und/oder Katzen gekoppelt und in erster Linie ist es der Katzenfloh, der seine Wirtsspezifität mittlerweile abgelegt hat, Hunde und Katzen gleichermaßen befällt und den Menschen als Nebenwirt akzeptiert. Die von diesen Parasiten befallenen Vierbeiner schleppen den Befall meist unbemerkt ins menschliche Umfeld, und bis man als Tierhalter den Befall registriert hat, konnte sich vielfach schon eine massive Population entfalten. Für Hunde und/oder Katzen sind Flöhe ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko, für kranke Tiere und Welpen mitunter sogar lebensbedrohlich. Auch der Mensch sollte die aus Floh-Befall resultierenden Gesundheitsgefahren nicht völlig ignorieren. Lebensbedrohlich wird es für den Menschen, wenn die durch den indischen Rattenfloh (Xenopsylla cheopis) übertragene Pest (Bubonenpest/Lungenpest) auftritt. Zwar ist diese Krankheit vornehmlich ein Kapitel des Mittelalters, die Fälle Ende des letzten Jahrhunderts haben aber zugleich deutlich gemacht, dass auch das zivilisierte Europa in der Neuzeit keinesfalls von derartigen Epidemien generell verschont wird. Das Thema Floh-Prophylaxe und -Bekämpfung ist äußerst komplex und fordert von allen Beteiligten, insbesondere aber von Tierhaltern ein enormes Maß an Weitsicht. Zuverlässige Gegenmaßnahmen in Prophylaxe und Bekämpfung von Flöhen sind heute mit den am Markt befindlichen Antiparasitika uneingeschränkt möglich. Umständliche Prozeduren bei der Anwendung dieser Tierarzneimittel gehören der Vergangenheit an. Moderne Wirkstoffe sowie zeitgemäße Anwendungsformen erlauben eine einfache Handhabung und bieten sicheren Schutz vor diesen Parasiten.

ÜbersichtFriederike Flachsbart, Almut Nebel, Susanna Nikolaus und Stefan Schreiber, Kiel

Genetische Faktoren der Langlebigkeit

Gesundes Leben bis ins hohe Alter – welche Rolle spielen die Gene?

In den Industrienationen steigt die Lebenserwartung des Menschen und mit ihr die Anzahl hochbetagter Personen kontinuierlich. Ursachen hierfür liegen vor allem in einer Verbesserung der medizinischen Versorgung und in gesünderen Ernährungsgewohnheiten. Verschiedene epidemiologische Familien- und Zwillings-Studien haben gezeigt, dass neben den Umwelteinflüssen auch eine genetische Komponente maßgeblich zum multifaktoriellen Phänotyp der Langlebigkeit beiträgt. Untersuchungen an Modellorganismen konnten bereits wichtige Erkenntnisse über die zugrunde liegenden genetischen Mechanismen liefern. So führen Defekte in DNS-Reparatur-Genen durch die Anhäufung von DNS-Schäden zu einer Verkürzung der Lebensspanne. Folglich leisten Mechanismen zum Schutz vor oxidativem Stress und aktive DNS-Reparatur-Funktionen einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Organismen. Weiterhin wurde beobachtet, dass Mutationen in wichtigen Komponenten des Insulin-IGF-1-Signalwegs (IIS; IGF-1 = insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1) eine deutliche Lebensverlängerung bei verschiedenen Modellorganismen bewirken. Da viele Kandidaten-Gene und ihre Signalwege in der Evolution hoch konserviert sind, bieten Befunde aus Modellorganismen interessante Ansatzmöglichkeiten für die Altersforschung beim Menschen, wo bisher erst wenige mit Langlebigkeit assoziierte genetische Varianten beschrieben wurden. Aber auch hier scheint der Phänotyp der Langlebigkeit mit dem Energiestoffwechsel, DNS-Reparatur-Mechanismen und dem IIS in Verbindung zu stehen. Das Kieler Institut für Klinische Molekularbiologie sucht derzeit in einer groß angelegten Studie nach genetischen Varianten, die beim Menschen zu Langlebigkeit und Gesundheit während des Alterungsprozesses prädisponieren.

Der klinisch-pharmazeutische FallHenning Schröder, Halle

Antihypertensive Therapie bei Linksherzinsuffizienz

P. S., ein 56-jähriger männlicher Patient, wird wegen Hypertonie seit 5 Jahren mit Acebutolol und einem Thiaziddiuretikum behandelt. Seit ein paar Monaten leidet P. S. zusätzlich unter Atembeschwerden bei körperlicher Belastung und einem produktiven Husten. Eine ärztliche Untersuchung ergibt den Befund einer Linksherzinsuffizienz. Wie beurteilen Sie unter diesen Bedingungen die antihypertensive Therapie von P. S.?

ErnährungsforumAnnette Hille-Rehfeld, Stuttgart

Zöliakie – neue Perspektiven für Behandlung und Prävention?

Zöliakie, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, wird durch Verdauungsprodukte des Klebereiweißes von Brotgetreide ausgelöst. Ein Teil der immunogenen Peptide kann durch bakterielle Prolylendopeptidase gespalten werden. Die Charakterisierung der Zöliakie auslösenden antigenen Epitope eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung und Prävention von Zöliakie.

Fragen aus der Praxis

Wieso bekommt man Schluckauf –wie geht er wieder weg?

Schluckauf ist unwillkürlich, lästig und peinlich. Was ist Schluckauf und was hat er für einen Sinn? Sind Empfehlungen wie Luftanhalten oder Erschrecken wirksam und ab wann sollte man lieber zum Arzt gehen?

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Phytopharmaka

Neue einheitliche Regelungen in Europa

Vereinfachte Registrierungsverfahren für pflanzliche Arzneimittel sollen die unterschiedliche Handhabung verschiedener europäischer Länder mit diesen Präparaten vereinheitlichen und eine möglichst große Sicherheit und Qualität gewährleisten.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Wie lässt sich das Risiko verringern?

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind eng mit dem Lebensstil verknüpft und daher auch in hohem Maße vermeidbar. Wenn die Modifikation des Lebensstils zur Primärprävention nicht ausreicht, kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein.

Referiert & kommentiertSusanne Wasielewski, Münster

Körpergewicht

Fettsucht und Untergewicht erhöhen Sterblichkeit

Sowohl Fettleibigkeit als auch Untergewicht führten in den USA im Jahr 2000 vermutlich zu einem Mehr an Todesfällen im Vergleich zu Normalgewicht. Leichtes Übergewicht senkte dagegen die geschätzte Zahl der Todesfälle.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Nichtsteroidale Antirheumatika

Gastrointestinale Komplikationen sind zeit- und wirkstoffabhängig

Das Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen nach einer Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) ist abhängig von der Einnahmedauer und vom eingesetzten Wirkstoff. Vor Beginn einer Langzeittherapie sollte das Nutzen/Risiko-Verhältnis dieser Verbindungen sorgfältig und individuell ausgewertet werden.

Referiert & kommentiertBettina Polk, Stuttgart

Angiologie/Onkologie

Hilft Heparin bei fortgeschrittenen Tumoren?

Niedermolekulares Heparin verlängerte in klinischen Studien das Überleben von Tumorpatienten unabhängig von der antithrombotischen Wirkung. Der Mechanismus ist noch unklar. Außerdem weiß man noch nicht, welche Patienten besonders von einer solchen Therapie profitieren könnten.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Ovarialkarzinom

Rezidivtherapie mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin?

Zur zytostatischen Therapie Platin-sensibler Ovarialkarzinom-Rezidive wird die Kombination von Carboplatin mit Paclitaxel oder mit Gemcitabin eingesetzt: Bei vergleichbarer Wirksamkeit haben beide Therapien unterschiedliche Applikationsschemata und Nebenwirkungen. Pegyliertes liposomales Doxorubicin (Caelyx®) ist in Kombination mit Carboplatin möglicherweise ebenfalls wirksam.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, M. A., München

Belastungsinkontinenz

Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung stärkt Blasenschließmuskel

Der „Nebeneffekt“ eines Antidepressivums hilft bei einem „weiblichen“ Problem: Als erster Arzneistoff ist der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin (Yentreve®) für die Indikation Belastungsinkontinenz zugelassen worden.

Referiert & kommentiert

Harninkontinenz

Starke Blase dank Stammzellen