EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Diabetes mellitus: auch eine Nervensache

ÜbersichtStephan Martin und Hubert Kolb, Düsseldorf

Nichtpharmakologische Diabetestherapie

Typ-2-Diabetes ist eine der modernen Wohlstandserkrankungen, vornehmlich ausgelöst durch Übergewicht und körperliche Inaktivität. Die pathophysiologische Grundlage der Erkrankung ist eine reduzierte Insulinwirkung, die durch Übergewicht und Bewegungsarmut ausgelöst wird. Erst wenn die kompensatorische Mehrproduktion an Insulin nicht mehr geleistet werden kann, kommt es zu einer Glucoseregulationsstörung. Zuerst steigen die Blutglucosewerte nach den Mahlzeiten, in einer späteren Phase kommt es auch zum Anstieg der Nüchternblutglucose.
Im allgemeinen Bewusstsein ist verankert, dass man nach Manifestation des Diabetes mellitus den Betroffenen nur mit einer pharmakologischen Therapie des Betroffenen helfen kann. Dass dies nicht der Fall ist, soll in dieser Übersicht dargestellt werden. Neben den epidemiologischen Studien, die Hinweise auf weitere Auslösefaktoren geben, werden die Interventionsstudien diskutiert, die zu einem Paradigmenwechsel in der Diabetologie beigetragen haben. In nicht wenigen Fällen scheint die nichtpharmakologische Intervention eine therapeutische Alternative zu sein oder kann zumindest nachhaltig den Einsatz antidiabetischer Medikamente reduzieren.

FlaggeEnglish abstract

Non-pharmacological diabetes therapy

Diabetes mellitus type 2 is a life-style disease that is triggered by obesity and lack of physical activity. The pathophysiological basis of the disease is a reduction of insulin sensitivity, that is caused by the trigger factors. Glucose metabolic disorders appear if overproduction of insulin can not compensate the insulin resistance. In early phases postprandial blood glucose is increased, in late phases elevation of fasting blood glucose is noted.

In the general awareness manifestation of type 2 diabetes is associated with an initiation of a pharmacological therapy. This is not the case, as described in detail in this review. Next to epidemiological studies, which indicate trigger factors, intervention trials will be discussed that led to a shift in paradigm in the diabetology. Non-pharmacological interventions are a therapeutical alternative in a lot of patients or are able to reduce the amount of antidiabetic agents significantly. 

ÜbersichtMaria Paulke-Korinek und Herwig Kollaritsch, Wien

Tollwut, eine unterschätzte Bedrohung

Tollwut, auch Rabies genannt, ist eine Virusinfektion, die weltweit jährlich geschätzte 55 000 Todesopfer fordert. Trotzdem wird das Vorkommen des Virus in Endemiegebieten, aber vor allem von Reisenden, unterschätzt und die Letalität einer Rabieserkrankung ist vielen Menschen nicht bewusst. Einige Indikationen zur prophylaktischen Schutzimpfung sind Reisen in Endemiegebiete, Kontakt mit potenziell infektiösem Material sowie das Arbeiten als Tierarzt. Neben der Möglichkeit der vorbeugenden Schutzimpfung kann auch eine postexpositionelle Prophylaxe durchgeführt werden, wenn tollwutverdächtiger Kontakt mit Tieren oder anderen Materialien festgestellt wird. Hier sollten nur moderne Zellkulturvakzinen Verwendung finden, da Impfstoffe früherer Generationen große Gesundheitsrisiken bergen können.
Es ist wichtig, dass Reisende und andere Gefährdete auf das Risiko einer Tollwutinfektion aufmerksam gemacht werden.

FlaggeEnglish abstract

Rabies, a neglected threat

Rabies is a viral infection causing about 55 000 deaths worldwide every year. However, the occurrence of rabies virus is neglected not only among people living in endemic areas, but especially among travellers. Furthermore, many persons are not aware of the fact that rabies is almost always lethal. Some of the indications for a prophylactic vaccination are travelling to rabies-endemic areas, contact with possibly contaminated tissues as well as working as a veterinarian. Besides prophylactic vaccination it is possible to have post-exposure treatment after a contact with animals or tissue suspect of being infected with rabies. It is important to only use new vaccines where the virus has been cultivated on cell culture because vaccines of earlier generations bear immense risks for health.

Adequate information on danger of rabies infection should be given to travellers and persons potentially at risk.

Der klinisch-pharmazeutische FallCarina Hohmann, Roland Radziwill, Anna Walter, Jürgen M. Klotz, Alexander Stock und Andreas H. Jacobs, Fulda

Pharmazeutische Betreuung eines Patienten mit zerebraler Ischämie im stationären Bereich

Ein 61-jähriger Patient wird aufgrund eines plötzlich auftretenden Taubheitsgefühls im rechten Arm und in der rechten Hand sowie Wortfindungsstörungen unter der Verdachtsdiagnose einer akuten zere­bralen Ischämie in die Klinik für Neurologie zur systemischen Lyse-Therapie aufgenommen.
Im vorliegenden Patientenfall werden die klinisch-pharmazeutischen Probleme mithilfe der SOAP-Methode diskutiert und Aspekte der pharmazeutischen Betreuung wie medikamentöse Sekundärprophylaxe, Entlassberatung und Betreuungsmöglichkeiten in der öffentlichen Apotheke dargestellt.

FlaggeEnglish abstract

Pharmaceutical care for a patient with ischemic stroke

A 61-year-old patient with a sudden numbness of the right arm and hand and signs of amnestic aphasia is admitted to the stroke unit with the diagnosis of an acute ischemic stroke for systemic thrombolysis.

Based on a case-report, drug-related problems are discussed according to the SOAP scheme. Aspects of pharmaceutical care such as counselling by a pharmacist about secondary prevention, discharge information and a pharmaceutical care plan in the community pharmacy are described.

Keywords: Pharmaceutical care, ischemic stroke, secondary prevention, thrombolysis 

Fragen aus der Praxis

Nephrotisches Syndrom – kolloidales Silber?

Ein heranwachsender Junge leidet seit 13 Jahren an einer Eiweißausscheidung im Urin. Bei einem nephrotischen Syndrom geht man von einem überschießenden Immunsystem aus. Kann hier kolloidales Silber helfen?

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Ovarialkarzinom

Höheres Risiko durch Hormonersatztherapie

Postmenopausale Frauen, die mit einer Hormonersatztherapie behandelt wurden, besaßen ein höheres Risiko für das Auftreten von Eierstockkrebs mit und ohne tödlichen Verlauf als unbehandelte Frauen.

Referiert & kommentiertDr. med. Nana Mosler, Leipzig

Osteoporose

Effektiver Frakturschutz mit gebrauchsfertig zusammengestellter Osteoporosemedikation

Actonel® plus Calcium D 35 mg plus 1 000 mg/800 I. E. enthält gebrauchsfertig dosiert das einmal wöchentlich einzunehmende Bisphosphonat Risedronsäure plus die empfohlenen Tagesdosen für Calciumsalze und Vitamin D3. Diese Kombination der Osteoporosemedikation sowie eine verständliche Erklärung zur korrekten Einnahme der einzelnen Komponenten soll Patienten bei der regelmäßigen und korrekten Einnahme ihrer kompletten Osteoporosemedikation unterstützen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Orale Mukositis

Ansätze zur Prävention und Therapie

Die orale Mukositis ist eine dosislimitierende frühe Nebenwirkung einer Radiochemotherapie im Kopf-Hals-Bereich. Sie kommt häufig vor und kann eine Unterbrechung der Behandlung erfordern. Zur Prophylaxe und Therapie der Mukositis der Mundschleimhaut wird eine Vielzahl von experimentellen und klinischen Ansätzen diskutiert, Einzug in die klinische Praxis hat bislang aber keine dieser Strategien gefunden.

Referiert & kommentiertStefan Oetzel, Tübingen

Ersterkrankte Schizophreniepatienten

Therapie mit modernem Depotpräparat sinnvoll

Schon im frühen Stadium einer Schizophrenie werden die Weichen für die weitere Krankheitsentwicklung gestellt, das heißt, gerade in dieser Phase ist es wichtig, Rückfälle zu vermeiden. Häufig verhindert jedoch die besonders bei ersterkrankten Patienten ausgeprägte Non-Compliance die hierzu notwendigen konsequenten Therapiestrategien. Die Depotform von Risperidon erfüllt alle Voraussetzungen, um auch zu Beginn der Krankheit die Symptome wirksam zu lindern und eine stabile Remission zu erreichen, wie die Ergebnisse einer Studie belegen, die auf einer Pressekonferenz in München vorgestellt wurde.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Nahrungsergänzungsmittel

Verkürzen täglich eingenommene Antioxidanzien das Leben?

In einer dänischen Metaanalyse wurden 68 randomisierte Studien mit über 230 000 Teilnehmern ausgewertet, die sich mit der regelmäßigen Einnahme von Vitamin- und/oder Spurenelement-Präparaten befassten. Die Autoren konstatieren zumindest bei Beta-Carotin und den Vitaminen A und E eine signifikant erhöhte Gesamtsterblichkeit.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Omega-3-Fettsäuren

CSE-Hemmer mit Eicosapentaensäure kombinieren?

Die Gabe der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure scheint bei Japanern mit Hypercholesterolämie zusätzlich zu einer Behandlung mit einem CSE-Hemmer zur Vermeidung schwerwiegender Koronarereignisse (insbesondere nichttödlicher Ereignisse) eine sinnvolle Ergänzung zu sein, so das Ergebnis einer groß angelegten Interventionsstudie. Die Übertragbarkeit der Studie auf andere Länder, einschließlich Deutschland, ist allerdings eingeschränkt.

Referiert & kommentiertDr. med. Nana Mosler, Leipzig

Diabetes mellitus Typ 2

Weniger „Betazellstress“ mit Vildagliptin

Der neue Dipeptidylpeptidase-4(DPP-4)-Hemmer Vildagliptin (Galvus®) wurde Ende September 2007 in Europa zur Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Auch Vildagliptin gehört zu den neuen antidiabetischen Therapieoptionen, die die Kontrolle der Blutzuckerwerte und gleichzeitig die Funktion der Betazellen verbessern. Von diesem Ansatz profitieren Typ-2-Diabetiker, die noch nicht Insulin spritzen müssen; er zielt darauf ab, die Notwendigkeit einer Insulintherapie bei den Patienten hinauszuzögern.