EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

(Nicht-)Raucher brauchen Vorbilder

ÜbersichtGiorgio Tamborrini, Meike Distler und Oliver Distler, Zürich (Schweiz)

Systemische Sklerose/Sklerodermie

Die Sklerodermie ist eine Autoimmunerkrankung aus dem Formenkreis der Kollagenosen mit Befall der Haut und der inneren Organe. Die Wahl der Medikamente richtet sich nach den betroffenen Organen. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoimmunerkrankungen gibt es zurzeit kein Medikament, welches den Verlauf der Grunderkrankung nachhaltig beeinflussen kann. Hingegen sind in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Behandlung der Organmanifestationen erreicht worden, was in dieser Arbeit aufgezeigt wird.

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Systemic sclerosis

Systemic sclerosis (SSc) is a severe fibrotic multiorgan connective tissue disease. Vascular abnormalities such as fingertip ulcers and Raynaud’s syndrome as well as involvement of organs including the lungs, heart, kidney and the gastrointestinal tract are prominent features of the disease. There are currently no disease modifying drugs available that can modify the course of the disease. In this review we will discuss medications that have been found to be effective in improving specific organ involvement due to SSc.

For the treatment of gastroesophageal reflux disease (GERD), proton pump inhibitors are effective agents. In the setting of clinically significant gastrointestinal dysmotility, metoclopramide, erythromycin and octreotide may be beneficial. Small bowel bacterial overgrowth should be treated with oral antibiotics. Angiotensin converting enzyme inhibitors are the first-line agents for acute renal crisis. A variety of treatment options are available for Raynaud’s phenomenon and include calcium channel blockers, iloprost (i. v.), losartan, fluoxetine and sildenafil. Fingertip ulcers can be prevented by using the endothelin receptor antagonist bosentan. The therapeutic options for treatment of pulmonary hypertension associated with SSc include bosentan, sildenafil and various prostacyclin analogs (eg, epoprostenol, treprostinil, iloprost). Sitaxentan, ambrisentan and new phosphodiesterase-5 inhibitors could be new options for therapy as well.

Therapeutic options for interstitial lung fibrosis include cyclophosphamide, however, clinical effects are mild to moderate. Methotrexate has been used to treat skin fibrosis and can be beneficial when arthritis is present.

ÜbersichtPál L. Bölcskei und Kerstin Walden, München

Das ABC zur Begleitung in die Rauchfreiheit

Die professionelle Begleitung in die Rauchfreiheit erhöht die Erfolgschancen der Tabakentwöhnung erheblich und stellt somit ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel dar. Pharmazeuten können dazu mit kurzen Beratungen in der Apotheke einen bedeutenden Beitrag leisten.In dieser Arbeit werden nach der Beschreibung der Tabakabhängigkeit und des „Stages of Change“-Modells Möglichkeiten der Intervention erläutert. Neben Elementen kognitiv-verhaltenstherapeutischer Interventionen werden verschiedene Möglichkeiten der medikamentösen Unterstützung, wie Nicotinersatztherapie, Bupropion und Vareniclin, erörtert.

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The ABC of smoking cessation

The professional support increased chances of success for smoking cessation and is an important goal in health politics. A short advice by pharmacists can make a significant contribution to this.

This article describes tobacco dependence and the "stages of change-model". Afterwards we explain possible therapies: besides cognitive-behavioral intervention, different forms of medical treatment, e. g. nicotin replacement therapy, bupropion and varenicline, will be discussed.

ÜbersichtHermann P. T. Ammon, Tübingen

Zimt bei Typ-2-Diabetikern

Diätetisches Lebensmittel oder Arzneimittel?

Derzeit gibt es eine Reihe von Zimtpräparaten, von denen behauptet wird, dass sie sich als diätetische Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zur Regulation des Stoffwechsels bei Typ-2-Diabetikern eignen. Hintergrund sind einige pharmakologische und klinische Studien, die dafür als Beweis herangezogen werden. Dies führte zu einem Streit zwischen Herstellern auf der einen Seite und Wissenschaftlern aus der Pharmakologie und der Diabetologie auf der anderen, wobei sich Letztere durch entsprechende Statements wissenschaftlicher Gesellschaften (Deutsche Diabetes Gesellschaft und Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft) von der Verwendung von Zimt als diätetisches Lebensmittel/Nahrungsergänzungsmittel distanzierten. Der Streit beschäftigt inzwischen die Gerichte. Er verläuft im Wesentlichen über unterschiedliche Interpretationen: Was ist ein Arzneimittel, was ist ein Nahrungsmittel? Da Zimt schon immer als Gewürz verwendet wurde, reklamiert die Ernährungsseite Zimt als zu den Nahrungsmitteln gehörend. Die medizinische Seite hält dagegen Zimt bei einer Anwendung zur Behandlung von Typ-2-Diabetikern für ein Arzneimittel.

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Cinnamon in type 2 diabetics

At present numerous preparations containing cinnamon are in the market. And it is claimed that they are suitable as dietetic food or food additive to regulate glucose metabolism in patients with type 2 diabetes.

Background for this proposition are the results of some pharmacological and clinical studies, showing improvement of glucose tolerance in streptozotocin-diabetic animals, stimulation of insulin secretion in vitro and lowering blood glucose in type 2 diabetic patients during simultaneous treatment with oral antidiabetics.

This led to a controversy between producers of food additives on the one side and scientists in the field of pharmacology and diabetology on the other. In this connection in a scientific statement the German Diabetes Association (DDG) and the German Pharmaceutical Society (DPhG) kept on distance from the use of cinnamon as a dietetic food/food supplement.

The point is the interpretation of what is considered to be a food and what is a drug for medical purposes. Since cinnamon has been used for long as a spice, the nutrition site claims cinnamon as a food. In contrary the medical site in this case claims cinnamon as a drug because of its pharmacological effects on glucose tolerance, insulin resistance, insulin release and bloodsugar.

In the meantime this is a case of jurisdiction.

Fragen aus der Praxis

Geben oder nicht geben?

Zur Indikationsstellung für CSE-Hemmer („Statine“)

Eine Fachärztin für Allgemein­medizin beabsichtigt einer 17-jährigen Patientin, die an familiärer Hypercholesterolämie und Diabetes mellitus leidet, einen CSE-Hemmer zu verordnen. Diese Präparate sind grundsätzlich bei pädiatrischen Patienten kontraindiziert. Ist die Gabe bei der fast erwachsenen Patientin dennoch zu verantworten?

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To give or not to give? Towards the indication of CSE inhibitors ("statins")

The indication for HMG-CoA-reductase-inhibitors (CSE inhibitors, "statins") for primary prevention of atherosclerosis requires a careful risk/benefit calculation. For this, the PROCAM and SCORE risk scores offer validated, hands on decision support tools.

In patients with manifest atherosclerosis and diabetes mellitus statins are indicated regardless of the serum cholesterol level.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Multidrug-Resistenz

Transporter und ihre molekularen Mechanismen

Als Multidrug-Resistenz wird die Resistenz gegen viele chemisch unterschiedliche Verbindungen bezeichnet, darunter beispielsweise Antibiotika und zytostatische Chemotherapeutika. Verantwortlich für diese Resistenz sind zelluläre Transporter, die Nährstoffe in die Zelle hinein und Schadstoffe aus den Zellen heraus transportieren. Obwohl der bekannteste Transporter, das P-Glykoprotein, bereits vor 30 Jahren gefunden wurde, konnten bisher nur mäßige klinische Erfolge bei der Überwindung oder Umgehung der Multidrug-Resistenz erzielt werden. Neue strukturelle und biochemische Daten liefern wertvolle Einblicke in die Funktionsweise verschiedener Multidrug-Transporter und wecken Hoffnung auf zukünftige Eingriffsmöglichkeiten.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Infektionen von Hüft-und Kniegelenkprothesen

Zuverlässigere Erregerbestimmung durch Ultraschallmethode?

Zur mikrobiellen Diagnose von periprothetischen Infektionen der Hüft- und Kniegelenke war eine Methode der Ultraschallbehandlung von entnommenen Prothesen sensitiver als die herkömmliche Kultivierung von periprothetischen Gewebekulturen. Dies galt besonders bei den Patienten, die innerhalb von 14 Tagen vor der Operation eine antimikrobielle Therapie erhalten hatten.

Referiert & kommentiertDr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Postoperative Schmerztherapie

Patientenkontrollierte Analgesie mit iontophoretisch appliziertem Fentanyl

Zur patientenkontrollierten postoperativen Analgesie steht seit Januar 2008 eine Applikationsform zur Verfügung, bei der Fentanyl iontophoretisch transdermal appliziert wird (Ionsys®). Im Vergleich mit einer Schmerzmittelpumpe hat diese Applikationsform – bei vergleichbarer analgetischer Wirkung – den Vorteil eines geringeren logistischen und personellen Aufwands, zudem fällt die Mobilisierung des Patienten leichter.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Rimonabant

Depressionsrisiko noch nicht abschließend geklärt

Eine Metaanalyse von vier Plazebo-kontrollierten Studien liefert Hinweise, dass die Einnahme des Endocannabinoid-Typ-1-Rezeptorantagonisten Rimonabant zur Gewichtsreduktion zu depressiven Störungen und Angst führen kann. In den USA wurde das Medikament bisher wegen noch nicht geklärter Suizidrisiken noch nicht zur Gewichtsabnahme zugelassen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Alkoholabhängigkeit

Erfolg versprechender Behandlungsansatz mit Topiramat

In einer heterogenen Population von Alkoholikern erwies sich Topiramat als sichere und wirksame Medikation zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit.

Referiert & kommentiertCornelia Rufke und Kathrin Sichardt, Leipzig

Kongressbericht

8. Internationaler Kongress der Polnischen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft

Vom 24. bis 27. September 2007 lud die Polnische Neurowissenschaftliche Gesellschaft zum 8. Internationalen Kongress nach Krakau ein. Während der Veranstaltung, die gemeinsam mit der Jagiellonen-Universität, Krakau, der polnischen Akademie der Wissenschaften und dem polnischen Teil der International Association for the Study of Pain (IASP Chapter) organisiert wurde, trafen 430 Teilnehmer aus 20 Ländern zusammen. Der Kongress gab Gelegenheit, sich einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung zu verschaffen.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Angiotensin-Rezeptorantagonisten

Kein Vorteil für Hypertoniker mit diastolischer Funktionsstörung

In der VALIDD-Studie verbesserte eine Blutdrucksenkung bei Hypertonikern eine bestehende diastolische Funktionsstörung unabhängig davon, ob diese Blutdrucksenkung mit dem Angiotensin-Rezeptorantagonisten Valsartan (z.B. Diovan®) oder mit anderen Antihypertensiva erzielt wurde. Das Fazit der durchgeführten Studie lautet daher: Eine stark blutdrucksenkende Therapie kann diastolische Funktionseinschränkungen unabhängig vom antihypertensiven Regime verbessern.