Der wissenschaftliche Beirat der MMPThomas Herdegen, Kiel

Überleben im Gehirn

Am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie erforscht die Arbeitsgruppe Neuropharmakologie protektive Strategien, die das Überleben und die Regeneration von geschädigten Nervenzellen verbessern. Im Mittelpunkt unserer translationalen Forschung stehen Hemmstoffe von Stresskinasen und apoptotischen Prozessen.

ÜbersichtViola Hach-Wunderle, Frankfurt am Main

Die Behandlung der tiefen Bein- und Beckenvenenthrombose

Die wichtigste Maßnahme bei einer Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen besteht in der sofortigen und suffizienten Antikoagulation durch subkutane Applikation von niedermolekularem Heparin oder Fondaparinux. Die sich anschließende orale Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten dient der Verhütung eines Thromboserezidivs. Die Dauer der Therapie richtet sich vor allem nach der Lokalisation der Thrombose und den zugrunde liegenden Risikofaktoren. Von grundsätzlicher Bedeutung ist die sofortige Mobilisierung des Patienten. Die Behandlung mit einem Kompressionsverband und anschließend mit einem Kompressionsstrumpf stellt zusätzlich eine effektive Maßnahme zur Linderung der Beschwerden, zur Verhütung der Lungenembolie sowie des postthrombotischen Syndroms dar.

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Treatment of deep vein thrombosis in the leg and pelvis

The most important step for the treatment of deep vein thrombosis in the leg and pelvis is the immediate and sufficient anticoagulation by subcutaneous application of low-molecular-weight heparins or fondaparinux. Prevention of a relapse can be achieved by subsequent oral anticoagulation with vitamin K antagonists, whereas treatment duration is based on localisation of the thrombus and underlying risk factors. Immediate mobilisation of the patient is a fundamental step. Treatment with a compression bandage and subsequent use of compression stockings is a further effective step in reducing pain and swelling, preventing pulmonary embolism and a postthrombotic syndrome (PTS).

ÜbersichtIngo Stock, Brühl bei Köln

Chikungunya-Fieber

Zunehmende Ausbreitung einer tropischen Infektionskrankheit

Das Chikungunya-Fieber ist eine ursprünglich in weiten Teilen Afrikas sowie in Süd- und Südostasien vorkommende Infektionskrankheit, die durch ein einzelsträngiges, zur Familie der Togaviren zählendes Ribonukleinsäure-Virus (Chikungunya-Virus) hervorgerufen und primär durch verschiedene Mückenarten auf den Menschen übertragen wird. Plötzlich einsetzendes Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen, Myalgien, Hautmanifestationen sowie häufig lang anhaltende und schmerzvolle Arthralgien bilden die wesentlichen klinischen Symptome der Erkrankung. Die Therapie des Chikungunya-Fiebers ist in der Regel supportiv und symptomatisch, eine allgemein empfohlene antivirale Therapie gibt es nicht. 2005 und 2006 kam es zur bislang größten dokumentierten Chikungunya-Fieber-Epidemie, die sich von Kenia ausgehend über zahlreiche Inseln des Indischen Ozeans bis nach Indien ausbreitete. Im Verlauf der Epidemie erkrankten in Indien mindestens 1,3 Millionen Menschen, auf der besonders betroffenen französischen Insel La Réunion wurden 266000 Erkrankte, entsprechend einem Drittel der Gesamtbevölkerung, registriert. Infolge der Epidemie wurden aus vielen Ländern einschließlich Deutschland Erkrankungen bei aus den Epidemiegebieten zurückkehrenden Reisenden gemeldet. Die Übertragung des Erregers erfolgte durch die ursprünglich in Europa nicht beheimatete Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die sich in den letzten Jahrzehnten in vielen Gegenden Süd- und Mitteleuropas etablierte.

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Chikungunya fever – expanded distribution of a re-emerging tropical infectious disease

Chikungunya fever has been originally distributed in several parts of Africa, South Asia and Southeast Asia. The disease is caused by Chikungunya virus, an enveloped, single-stranded ribonucleic acid virus of the alphavirus genus (family Togaviridae). In Asia, virus transmission to humans occurs predominantly by the bite of the female Aedes aegypti or Aedes albopictus mosquito. In rural Africa, other mosquito species are also implicated in virus transmission. Chikungunya fever is characterized by fever with sudden onset, headache, backache, myalgia, and rash as well as painful and long-lasting arthralgia, affecting primarily the peripheral joints. Joint pain frequently persists for two or more months. Treatment strategies are primarily supportive and symptomatic and comprise the continuous application of certain analgetics, i.e., paracetamol (acetaminophen) and several non-steroidal anti-inflammatory agents. Although there is no generally recommended specific antiviral therapy, the use of chloroquine, ribavirin and interferon-alpha might be useful. In 2005 and 2006, the largest epidemic of Chikungunya fever ever recorded has been occurred in the islands of the southwest Indian Ocean and in India. The epidemic affected at least 1.3 million cases in India alone. The most affected island was the French territory La Réunion, where approximately one third of the total population (266,000 of 770,000) suffered from the disease. Based on the extent of the epidemic and the busy tourism between India/the islands of the Indian Ocean and Europe, numerous cases have been reported in several European countries since 2005. In 2007, one of these travellers served as „index patient” for the first outbreak of Chikungunya fever in a temperate region. Between July and September 2007, more than 200 cases of infection with Chikungunya virus have been notified in a region of north eastern Italy. The first autochthonic outbreak in Europe has been associated with the presence of A. albopictus, which is found with a high population density in Italy. During the last decades, A. albopictus mosquitos have been spread into several temperate regions and are now widely distributed in several areas of South and Central Europe and North America.

Fragen aus der PraxisGesine Picksak, hannover

Lactosehaltige Tabletten bei Lactose-Intoleranz

Bei einer jungen Patientin (26 Jahre) ist vor kurzem eine Lactose-Intoleranz diagnostiziert worden. Sowohl während der Einnahme von Diclofenac als auch von Etoricoxib litt die Patientin an Bauchschmerzen und Unwohlsein. Gibt es ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) ohne Lactose als Hilfsstoff?

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Lactose-containing tablets for patients with lactose intolerance?

Lactose is often used as an excipient in tablets because of its ideal characteristics. Most patients with lactose intolerance tolerate small amounts of lactose. However, the nocebo effect must be considered. Thus, patients should be informed about the very small amounts of lactose in the medication. If the patient is still suffering from gastrointestinal symptoms and there is no lactose-free alternative, the enzyme lactase can be substituted individually.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Schwerer Pemphigus

Einmaliger Behandlungszyklus mit Rituximab zeigt Erfolg

Ein einmaliger Behandlungszyklus mit Rituximab (MabThera®) erwies sich als wirksame Behandlungsmethode bei schwerem Pemphigus. Wegen möglicher starker Nebenwirkungen sollte der Einsatz des monoklonalen Antikörpers allerdings auf schwere Verlaufsformen der Hauterkrankung beschränkt bleiben.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Periphere Nervenleitungsstörungen

Karpaltunnelsyndrom

Die Nerven-Engpass-Erkrankung der Handwurzel führt zu Missempfindungen und schränkt die Funktionsfähigkeit der Hand ein. Bei frühzeitiger Diagnose ist sie gut zu behandeln.

Referiert & kommentiertDr. Andreas Ziegler, Großhabersdorf

Pneumokokken- und Meningokokken-Infektionen

Bekapselte Bakterien: die Erfolge moderner Impfstrategien

Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e. V. in Erlangen wurde über die neuesten epidemiologischen Erkenntnisse zu Pneumo- und Meningokokken-Infektionen informiert.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Metastasiertes Mammakarzinom

Trastuzumab

Obwohl sich der Antikörper in der Brustkrebs-Behandlung als wirksam erwiesen hat, besteht in einer Reihe von Kernpunkten noch Klärungsbedarf. Die kardiale Sicherheit, die optimale Behandlungsdauer, der Nutzen einer Behandlung nach Krankheitsprogression und die Kombination mit weiteren Anti-HER2-Wirkstoffen werden derzeit untersucht.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Psoriasis

Nutzen und Risiken einer PUVA-Therapie

PUVA, eine Kombination aus 8-Methoxypsoralen (Meladinine®) und UV-A- Bestrahlung, wird zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen, darunter Psoriasis, eingesetzt. Dabei sollte der mögliche Therapienutzen sorgfältig gegen die dosisabhängigen Risiken einer Langzeittherapie mit PUVA, insbesondere ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs, abgewogen und mögliche Alternativen in Betracht gezogen werden.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Antihypertensive Therapie

Kurzfristig kein Schutz vor Demenz

Das Auftreten einer Demenz wird durch eine relativ kurz dauernde antihypertensive Therapie nicht vermindert, so das Ergebnis einer Subgruppenanalyse der HYVET-Studie.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Migräne

Parenteral appliziertes Dexamethason senkt Rückfallrate

Die Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, dass mit einer intravenösen Einzeldosis Dexamethason zwar nicht die akuten schweren Kopfschmerzen gelindert, aber die Wahrscheinlichkeit ihrer Rückkehr um 26% gesenkt werden kann.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Vogelgrippe

Zellkultur-basierter H5N1-Ganzvirus-Impfstoff erfolgreich

In einer randomisierten klinischen Phase-I/II-Studie wurde die Immunogenität eines aus Zellkulturen gewonnenen H5N1-Ganzvirus-Impfstoffs untersucht. Mit zwei Impfdosen à 7,5 oder 15 µg Hämagglutinin-Antigen ohne Aluminium-Adjuvans wurde bei über 70% der Teilnehmer die Bildung neutralisierender Antikörper gegen diverse H5N1-Stämme induziert.