EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Aktuelles zur Behandlung von Rheumapatienten

Pharmakologie aktuellSusanne Heinzl, Reutlingen

Januskinase-Hemmer als neues Therapieprinzip

Der intrazelluläre Signalweg der Januskinasen (JAK) ist ein neues therapeutisches Target, das für verschiedene Indikationen genutzt werden kann. Mit Ruxolitinib (Jakavi®) wurde vor kurzem in der EU der erste Januskinase-Hemmer für die Behandlung von Patienten mit Myelofibrose zugelassen. In Phase III der klinischen Prüfung befindet sich der JAK-Hemmer Tofacitinib (Pfizer), der bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und eventuell bei Patienten mit Colitis ulcerosa eingesetzt werden soll.

ÜbersichtClaudia Müller-Ladner und Ulf Müller-Ladner, Bad Nauheim

Impfungen bei Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen

Aktuelle EULAR-Empfehlungen für pädiatrische und erwachsene Patienten

Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen neigen zu Komplikationen durch Infektionen, einerseits durch die rheumatische Grunderkrankung, andererseits durch die häufig notwendige immunsuppressive Therapie bedingt. Impfungen stellen hier ein wichtiges Instrument zur Vorbeugung bestimmter infektiöser Komplikationen dar. Obwohl mehrere Empfehlungen für die Impfung immunkompromittierter Patienten existieren, bleiben bezüglich der speziellen klinischen Situation von Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen viele Fragen offen. Weiterhin gibt es immer noch Unklarheiten bezüglich der Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Impfstoffe, insbesondere der Lebendimpfstoffe. Aus diesem Grund hat die European League against Rheumatism (EULAR) zwei Expertenkomitees gebildet, um möglichst viele klinische Fragen zu diesem Thema evidenzbasiert zu beantworten. Nach ausgedehnter Literatursuche und Bewertung derselben haben diese Expertenkomitees Impfempfehlungen für pädiatrische und erwachsene Patienten veröffentlicht, die im Folgenden vorgestellt werden.

FlaggeEnglish abstract

Vaccinations in patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases – EULAR recommendations for pediatric and adult patients

Since patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases are prone to infectious complications – on one hand due to the rheumatic disease itself, on the other hand due to the immunosuppressive therapy – vaccination is an essential tool to prevent these infectious complications.

Although there exist several recommendations for the vaccination of immunocompromised patients, many questions still remain for the distinct clinical situations of patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases. In addition, there are several questions concerning the safety and efficacy of various vaccinations, especially with regard to live-attenuated vaccines. Therefore, EULAR (European League Against Rheumatism) assembled two expert panels to clarify as much of these clinical problems as possible. After extensive literature review and evidence grading, the expert panels published recommendations for the vaccination of adult and pediatric patients, which are outlined in this review article.

Key words: Rheumatic diseases, autoimmune inflammatory diseases, vaccination, evidence based medicine, immunocompromised patients

ÜbersichtHans-Peter Lipp, Tübingen

Altbewährte Antibiotika im neuen Licht

Sonderstellungen der Antiinfektiva Benzylpenicillin, Fosfomycin, Aztreonam und Colistin

Weltweit ist ein zunehmendes Auftreten von bakteriellen Infektionen mit panresistenten Erregern zu beobachten. Da absehbar keine bahnbrechenden innovativen Antibiotika zu erwarten sind, die insbesondere auch gegen gramnegative Bakterien neue Perspektiven eröffnen, wird es unumgänglich sein, zukünftig wieder stärker auf altbewährte Wirkstoffe zurückzugreifen. Dabei zeigen neue Studienergebnisse, dass Aztreonam, Fosfomycin und Colistin auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, wenn sie richtig eingesetzt werden. Aber auch Benzylpenicillin (Penicillin G) als Engspektrum-Antibiotikum hat weiterhin einen festen Stellenwert, sodass es indikationsabhängig gegenüber Antibiotika mit breitem Spektrum vorzuziehen ist.

FlaggeEnglish abstract

Revival of selected well-tried antibiotics. Special features of the antiinfective agents penicillin G, fosfomycin, aztreonam and colistin

Although a worldwide increasing incidence of bacterial infections with panresistant pathogens may need innovative antiinfective agents, no breakthrough developments can be expected in the near future. As a consequence, well-tried antibiotics like aztreonam, fosfomycin and colistin, are experiencing a clinical revival, particularly if they are used in an improved manner. Even penicillin G with its narrow spectrum of antimicrobial activity remains an important considerable agent of first choice in special indications compared to broad spectrum antiinfectives.

Key words: Panresistant pathogens, clinical pharmacokinetics, dosage recommendations, penicillin G, aztreonam, fosfomycin, colistin

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Multiples Myelom

Lenalidomid als Erhaltungstherapie

In drei Phase-III-Studien konnte der Immunmodulator Lenalidomid bei Patienten, die neu an einem multiplen Myelom erkrankt waren, das progressionsfreie Überleben deutlich verlängern. In allen drei Studien wurde Lenalidomid ohne oder nach einer Stammzelltransplantation als Erhaltungstherapie eingesetzt, um Rezidive zu verhindern. Das Gesamtüberleben konnte allerdings nicht signifikant verlängert werden und es traten vermehrt sekundäre Malignome auf.

Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Fortgeschrittenes Mammakarzinom

Kombination mit Everolimus verlängert das progressionsfreie Überleben

Patientinnen mit fortgeschrittenem, Hormonrezeptor-positivem, HER2-neu-negativem Brustkrebs erfuhren durch die Behandlung mit dem mTOR-Inibitor Everolimus zusätzlich zu Exemestan mehr als eine Verdoppelung der Zeit bis zur Progression der Erkrankung. Die Ergebnisse einer Interimsanalyse der BOLERO-2-Studie wurden während der 48. Jahrestagung der American Society on Clinical Oncology Anfang Juni in Chicago vorgestellt [1].

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom

Kombination mit Apixaban hat ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis

Nach akutem Koronarsyndrom erhöhen zweimal täglich 5 mg Apixaban zusätzlich zu einer Standardtherapie das Auftreten schwerer Blutungen gegenüber Plazebo, ohne die Zahl ischämischer Ereignisse signifikant zu senken. Das ist das Ergebnis einer vorzeitig beendeten klinischen Studie.

Referiert & kommentiertDr. med. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Thromboembolieprophylaxe

Routinegabe von niedermolekularem Heparin bei internistischen Akutpatienten fragwürdig

In der LIFENOX-Studie, einer randomisierten, multizentrischen Studie mit 8307 internistischen Akutpatienten, verringerte das niedermolekulare Heparin Enoxaparin die Gesamtmortalität gegenüber Plazebo nicht.

Referiert & kommentiertSimone Reisdorf, Erfurt

Idiopathische Lungenfibrose

Pirfenidon bald eine First-Line-Therapie?

Pirfenidon (Esbriet®) ist seit mehr als einem Jahr als Orphan-Drug zur Therapie erwachsener Patienten mit leichter bis mittelschwerer idiopathischer Lungenfibrose (IPF) zugelassen. In der aktuellen Fassung der deutschen Leitlinie, die in Kürze veröffentlicht werden soll, wird Pirfenidon eine schwach positive Empfehlung erhalten, so die Informationen eines Symposiums der Firma InterMune auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.

Referiert & kommentiertDr. Yvette C. Zwick, München

Lebensqualität bei Hämophilie

Aktuelle Ergebnisse der HERO-Studie

Die Betreuung von Hämophilie-Patienten umfasst mehr als nur die medizinische Behandlung, wie beim World Federation of Hemophilia Congress (WFH) in Paris, Frankreich, hervorgehoben wurde. Für Lebensqualität, Behandlungserfolg sowie Therapietreue ist es unter anderem enorm wichtig, die Bedeutung psychosozialer Faktoren zu kennen und zu berücksichtigen. Jetzt zeigte eine umfangreiche, von NovoNordisk unterstützte Initiative, darunter die multinationale HERO(Haemophilia experiences, results and opportunities)-Studie, mit welchen Problemen und Herausforderungen Hämophilie-Patienten und ihre Angehörigen im Alltag tatsächlich konfrontiert sind.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Bipolare Störungen

Verbesserungsbedarf bei der Alltagsfähigkeit

Bipolare Störungen (BPS) werden immer noch sehr spät diagnostiziert. Auch nach Diagnosestellung gestaltet sich die Behandlung nicht einfach. Die Patienten leiden an Komorbiditäten, und nur zu leicht ist ein ungewollter Switch von der Manie in depressive Phasen möglich. Seit etwas über einem Jahr steht mit Asenapin nun ein weiteres atypisches Neuroleptikum für die Therapie der Bipolar-I-Störungen zur Verfügung. Zu diesem Anlass wurde auf einer Pressekonferenz der Firma Lundbeck über die Ansprüche von Ärzten und Patienten an eine gelungene Behandlung diskutiert.

Referiert & kommentiertDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Lebensmittelallergie

Orale Immuntherapie bei Kindern mit Allergie gegen Hühnereiweiß

Kinder mit Hühnereiallergie müssen in der Regel komplett auf Hühnerei in der Nahrung verzichten. Eine orale Immuntherapie mit geringen Mengen Hühnereiweiß kann eine Desensibilisierung bewirken, hat aber auch häufig Nebenwirkungen. Im Idealfall entwickelt sich eine Toleranz gegenüber dem Allergen. In der vorliegenden Studie wurde bei 75% der Kinder erfolgreich eine Desensibilisierung erreicht, etwa ein Viertel der Kinder konnte nach erfolgter Immuntherapie beliebig viel Hühnereiweiß zu sich nehmen.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Mikroskopische Kolitis: Therapie der Wahl ist Budesonid

Bei der differenzialdiagnostischen Abklärung chronischer wässriger Diarrhöen sollte immer an eine mikroskopische Kolitis gedacht werden. Da der endoskopische Befund hierbei unauffällig ist, kann die Diagnose nur durch histologische Untersuchung von Kolonbiopsien gesichert werden. Die Therapie der Wahl ist topisches Budesonid – so das Fazit eines von der Falk-Foundation e.V. veranstalteten Workshops.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Martin Storr, München

Funktionelle Dyspepsie

Acotiamid lindert postprandiale dyspeptische Beschwerden

Dyspeptische Beschwerden sind häufig und der Wunsch der Patienten nach einer medikamentösen Therapie ist groß. Die Behandlungsmöglichkeiten dyspeptischer Beschwerden sind aber limitiert. Acotiamid ist ein neuartiges Gastroprokinetikum, dessen Wirkung durch eine vermehrte Freisetzung von Acetylcholin im enterischen Nervensystem vermittelt wird. Vor kurzem wurden die Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit Acotiamid bei postprandialen dyspeptischen Beschwerden veröffentlicht.

Referiert & kommentiertDr. Yvette C. Zwick, München

Hyperhidrose

Rasche Hilfe durch orales Anticholinergikum

Patienten mit fokaler Hyperhidrose haben einen hohen Leidensdruck. Als Behandlungsoption bietet sich das orale Anticholinergikum Methantheliniumbromid an, mit dem übermäßiges Schwitzen vermindert werden kann. Darüber berichteten zwei Dermatologen bei einem von Riemser Arzneimittel veranstalteten Pressegespräch im Rahmen der 23. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München.