Solvejg Langer, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
In Deutschland leben etwa 1,7 Millionen Menschen mit einer Demenz, mehr als die Hälfte davon mit Alzheimer [2]. Eine kausale Therapie gibt es bisher nicht und zahlreiche Behandlungsansätze mit verschiedenen Wirkprinzipien scheiterten in den letzten Jahren bereits in der Studienphase: So schafften es Idalopirdin, Solanezumab und Verubecestat nicht über Phase III hinaus [1, 3, 7]. Neue Therapiemöglichkeiten werden also weiterhin dringend gesucht. Aufgrund der häufig frustranen Studienergebnisse stellen allerdings mittlerweile einige Firmen ihre Forschung auf dem Gebiet ein. In den USA wurde im letzten Jahr Aducanumab beschleunigt zugelassen – es konnte zwar belegt werden, dass der Wirkstoff Amyloid-beta-Plaques reduziert, aber ob die Patienten auch klinisch in Form einer besseren Kognition von der Behandlung profitieren, ist noch nicht bewiesen [4].
Was allerdings bereits möglich ist, ist, einige beeinflussbare Risikofaktoren für die Entstehung einer Demenz auszuräumen. Welche das sind, lesen Sie im Beitrag „Demenz vermeiden und heilen?“ von Sophia Förstl und Prof. Dr. Hans Förstl.
Einer dieser Risikofaktoren hat es im letzten Jahr zu einiger medialer Aufmerksamkeit gebracht, denn es betrifft den mit Abstand beliebtesten Sport in Deutschland: den Fußball [9]. Mehreren Studien zufolge erhöhen Kopfbälle beim Fußball, aber auch Schläge auf den Kopf bei anderen Sportarten wie Boxen oder American Football und daraus eventuell resultierende Gehirnerschütterungen das Risiko, im späteren Leben eine Demenz zu entwickeln [5, 6].
In der FIELD Study (Football’s InfluencE on Lifelong health and Dementia risk) der Glasgow Brain Injury Research Group zeigte sich, dass Abwehrspieler besonders betroffen sind. Sie haben ein fünffach höheres Risiko für neurodegenerative Erkrankungen aufgrund der Kopfverletzungen als die Allgemeinbevölkerung, Feldspieler immerhin noch ein vierfach höheres Risiko [6, 8]. Auch Spieler mit besonders langen Karrieren waren stärker gefährdet als der Durchschnitt.
Die UEFA empfiehlt unter anderem, bei Jugendlichen das Kopfballtraining zu reduzieren und mit altersgerechten Ballgrößen oder Schaumstoffbällen zu trainieren [10]. Manche Forscher fordern gar ein gänzliches Kopfballverbot, vor allem im Jugendsport.
Möglicherweise verhelfen diese Erkenntnisse dem Tennis, Curling oder auch der rhythmischen Sportgymnastik zu neuen Anhängern. Vielleicht wird aber auch einfach der Posten des Torwarts beliebter – der ist im Gegensatz zu Feldspielern nämlich nicht stärker demenzgefährdet als die Allgemeinbevölkerung [6, 8].
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