Pharmakologie aktuellBettina Martini, Memmingen

Vareniclin – eine neue Substanz zur Rauchentwöhnung

Neuer Wirkungsmechanismus, neue Hoffnung, aber kein Wundermittel

Ende September 2006 wurde Vareniclin (Champix®) zur Rauchentwöhnung von Erwachsenen in Europa zugelassen und ist ab März 2007 auf dem Markt. In den klinischen Studien ergaben sich Erfolgsquoten, die besser waren als bei Bupropion und Plazebo. Dennoch verzichteten langfristig nur etwas mehr als 20 % der Studienteilnehmer auf das Zigarettenrauchen. Häufigste unerwünschte Wirkung war Übelkeit, die bei etwa einem Drittel der Personen auftrat.

ÜbersichtErnst Pallenbach, Villingen-Schwenningen

Benzodiazepin-Entzug

Was kann der Apotheker beitragen?

Mehr als 1 Mio. Deutsche sind abhängig von Benzodiazepinen. An psychiatrischen Kliniken kann ihnen mit effizienten Konzepten geholfen werden. Doch drängt sich die Frage auf, ob diese Angebote ausreichen. Welcher ältere Patient, der seine Gewöhnung an Benzodiazepine überhaupt nicht als Problem realisiert und primär keine Notwendigkeit für eine Änderung seines Verhaltens sieht, begibt sich in eine psychiatrische Einrichtung zum Entzug? Auch eine Suchtambulanz dürfte manche Patienten abschrecken. Von ärztlicher Seite wird die Dauerverordnung von Benzodiazepinen oftmals wenig hinterfragt. Vor diesem Hintergrund wurde ein niedrigschwelliges Interventionsmodell im ambulanten Bereich entwickelt, bei dem in Zusammenarbeit von Apotheker und Hausarzt auch Patienten mit langjähriger Einnahme der Entzug ermöglicht wird.

ÜbersichtChristof Iking-Konert, Benedikt Ostendorf und Mattias Schneider, Düsseldorf

Management der frühen rheumatoiden Arthritis

Von der Diagnosestellung zur Therapie

Die rheumatoide Arthritis (RA; syn. chronische Polyarthritis, CP) ist mit einer geschätzten Inzidenz von 50 auf 1 Mio. Einwohner die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung. Sie hat aufgrund der Schwere und des chronischen Verlaufs eine erhebliche Bedeutung für die Betroffenen. Das Erstmanifestationsalter liegt oft früh in der 4. bis 5. Lebensdekade, Frauen sind etwa 3-mal häufiger betroffen als Männer. Nach Daten aus der Kerndokumentation des Deutschen Rheumaforschungszentrums (DRFZ) verursacht die rheumatoide Arthritis bei einem erheblichen Teil der Patienten eine vorübergehende oder dauerhafte Berufsunfähigkeit. Die sozioökonomische Bedeutung der Erkrankung ist immens. Obwohl sich sowohl die diagnostischen als auch die therapeutischen Möglichkeiten in den letzten Jahren entscheidend verbessert haben, bestehen immer noch Defizite in der frühen Versorgung von Patienten mit rheumatoider Arthritis. Auf Grund dessen hat die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) eine Leitlinie für das „Management der frühen rheumatoiden Arthritis“ entwickelt [1], welche auch Grundlage für die hier ausgesprochenen Empfehlungen ist.

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Management of early rheumatoid arthritis

Rheumatoid arthritis (RA) affects 1 % of the adult population and is a chronic disease lasting for many decades. RA often results, despite therapy, in progressive joint destruction, deformity and disability, causing a major economic loss for the patients and the society. Most common the onset of the disease is between the 4th and 5th decade; RA affects 3 times more women than men.

Both, the diagnostic as well as the therapeutic opportunities, have greatly improved over the last years. Nevertheless, there are still deficiencies in the care of patients with early RA (ERA). Consequently, the "German Society for Rheumatology" has set up recommendations for "The management of early RA", which are introduced in this article.

ÜbersichtAnnemarie Möritz, Lörrach

Medizin aus dem Meer

Die Weltmeere werden als Schatztruhe für Arzneistoffe neu entdeckt, weil die Forscher heute über bessere Kenntnisse der Biologie der Meeresbewohner, verfeinerte Analysentechniken und sensitivere Testsysteme verfügen.

FlaggeEnglish abstract

Drugs from the sea

The oceans are currently rediscovered as a treasure chest for drugs, as today's researchers have more knowledge about marine organisms, as well as more sophisticated technology to specifically target pharmacologically active compounds.

Fragen aus der Praxis

Schmerzmittel bei eingeschränkter Nierenfunktion?

Eine eingeschränkte Nierenfunktion muss bei der Auswahl und Dosierung von Arzneimitteln beachtet werden. Welche Analgetika dürfen in welcher Dosierung gegeben werden?

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Immunsystem

Defensine bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen

Defensine sind als körpereigene Antibiotika zentraler Bestandteil des angeborenen Immunsystems. Störungen der Defensinsynthese scheinen eine wichtige Rolle bei verschiedenen epithelialen Entzündungen, insbesondere bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, zu spielen. Damit könnten Defensine das Ziel neuer Therapiekonzepte sein.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Rheumatoide Arthritis

Neuer Behandlungsansatz mit Chaperonin 10

In einer herstellerfinanzierten Phase-II-Studie hat sich Chaperonin 10 (XToll™), ein endogener Regulator des angeborenen Immunsystems, bei rheumatoider Arthritis als potenziell wirksam und gut verträglich erwiesen. Chaperonin 10 hemmt die Signaltransduktion nach Aktivierung Toll-ähnlicher Rezeptoren und stellt damit einen neuen Behandlungsansatz dar.

Referiert & kommentiertDr. med. Julia Hofmann, Grafing

Impfung bei Kindern

Weniger Impfreaktionen mit langen Nadeln

Lokale Impfreaktionen treten bei Säuglingen signifikant seltener auf, wenn die Impfung wie empfohlen mit einer langen Nadel (25 mm) vorgenommen wird. Die erreichte Immunogenität ist vergleichbar wie bei Verwendung von kurzen Nadeln (16 mm).

Referiert & kommentiertBettina Martini, Memmingen

Saisonale Grippe und Pandemieplanung

Zanamivir zur Prophylaxe und bei Kindern

Der Neuraminidase-Hemmer Zanamivir (Relenza®) ist nun auch zur Prophylaxe einer Influenza-Infektion zugelassen. Außerdem kann Zanamivir jetzt auch bei Kindern ab 5 Jahren eingesetzt werden. Auf einer Pressekonferenz der Firma GlaxoSmithKline wurden außerdem die Gefahren einer Grippe-Pandemie und der Stand der Vorbereitungen in Deutschland diskutiert.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin

Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Wie erfolgversprechend ist die Dekontaminationstherapie bei MRSA-Trägern?

Die Dekontaminationstherapie bei MRSA-positiven Patienten besteht in der nasalen Applikation von Mupirocin-Salbe, der Rachenspülung mit einem Schleimhautantiseptikum wie Chlorhexidin oder Hexetidin sowie der Körper- und Haarwaschung mit einem antiseptischen Shampoo. In einer aktuellen Studie aus Brasilien konnte nun die Wirksamkeit der Dekontaminationstherapie mit Mupirocin-Nasensalbe und Chlorhexidin-Körperwaschungen erneut gezeigt werden. Weiterhin zeigte sich in dieser Studie ein positiver Effekt auf die Epidemiologie von MRSA-Infektionen.

Referiert & kommentiertDr. med. Julia Hofmann, Grafing

Staphylococcus aureus

Verbreitung durch Niesen, Erkältungen und Allergien

Heutzutage ist Staphylococcus aureus einer der wichtigsten Krankheitserreger im Krankenhaus. Nasale Träger von S. aureus verteilen durch Niesen eine große Menge von S. aureus in die Luft. Während experimentell erzeugte Erkältungen die bakterielle Ausbreitung nicht beeinflussen, multipliziert sich dieser Effekt bei respiratorischen Allergien.

Referiert & kommentiertam

HIV

Antiretrovirale Therapie: Sind Therapiepausen empfehlenswert?

Eine sich an der CD4-Zellzahl orientierende Unterbrechung der antiretroviralen Therapie bei HIV-Infizierten ist nach den Ergebnissen einer großen randomisierten Studie nicht empfehlenswert: Im Vergleich zur standardmäßigen kontinuierlichen Behandlung der Patienten erlitten die Patienten, die ab einer CD4-Zellzahl > 250/mm3 die Therapie aussetzten, signifikant häufiger opportunistische Erkrankungen oder verstarben (primärer Endpunkt).

Referiert & kommentiertsh

Lipidsenkung

Synthese- plus Resorptionshemmung für Hochrisikopatienten sinnvoll

Neue europäische und amerikanische Leitlinien zur Koronarprävention empfehlen für Patienten mit sehr hohem koronarem Risiko eine Senkung des LDL-Cholesterol-Spiegels unter 70 mg/dl. Mit einem CSE-Hemmer allein kann dieses Therapieziel oft nicht erreicht werden. In solchen Fällen empfiehlt sich eine Kombination aus CSE-Hemmer und dem Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib.

Referiert & kommentiertam

Übergewicht und Adipositas

Haben Dicke ein erhöhtes Krebsrisiko?

Referiert & kommentiertam

Hypertonie

Kombination von Antihypertensiva mit verschiedenen Wirkungsmechanismen

Wird der Zielblutdruck durch eine Lebensstilumstellung und die Gabe eines Antihypertonikums nicht erreicht, sollte rechtzeitig an die Kombination synergistisch wirkender Substanzen gedacht werden.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Clusterkopfschmerz

Intranasales Zolmitriptan rasch wirksam

Eine Cross-over-Studie mit 92 Patienten mit Clusterkopfschmerz hat gezeigt, dass Zolmitriptan-Nasenspray in 5- und 10-mg-Dosen die Schmerzen binnen 30 Minuten deutlich lindert oder behebt.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Glucocorticoid-induzierte Osteoporose

Prävention mit Alendronsäure oder Alfacalcidol?

Bei Patienten, die wegen einer rheumatischen Erkrankung mit einem Glucocortidoid behandelt wurden, verhinderte Alendronsäure den Knochenschwund über 18 Monate wirksamer als Alfacalcidol.

Referiert & kommentiertDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Wachstumshormon

Somatropin mindert die Wachstumsretardierung durch Glucocorticoide

Eine systemische Dauertherapie mit Glucocorticoiden führt bei Kindern zu einer Wachstumsverzögerung. Diese konnte in einer kleinen kontrollierten Studie mit menschlichem Wachstumshormon (Somatropin) abgeschwächt werden.

Referiert & kommentiertam

Gesundheitswesen

Zahl der Beschäftigten gestiegen