EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Leitlinien 1, 2, 3

Übersicht

Behandlung von Patienten mit unipolarer Depression

Zusammenfassung der S3-Leitlinie/Nationalen VersorgungsLeitlinie „Unipolare Depression“*

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der ambulanten und stationären Versorgung. Das Wissen um die Behandlungsmöglichkeiten depressiver Erkrankungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In einer S3-Leitlinie, die gleichzeitig als nationale Versorgungsleitlinie erarbeitet wurde, werden Diagnostik und Therapieverfahren dargestellt und bewertet. Im Folgenden werden vor allem die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie zusammengefasst.

ÜbersichtAndreas Schulze-Bonhage, Freiburg

Epilepsien und ihre medikamentöse Behandlung

Die Möglichkeiten zur Behandlung der Epilepsie wurden in den vergangenen Jahren durch die Einführung neuer Wirkstoffe, der sogenannten Antiepileptika der zweiten Generation, erheblich erweitert. Teils haben diese Substanzen neue Wirkungsmechanismen, teils sind es Verbesserungen von Wirkstoffen, die bereits auf dem Markt sind. Sie unterscheiden sich von älteren Substanzen beispielsweise durch verbesserte pharmakokinetische Eigenschaften, ein günstigeres Nebenwirkungsprofil, ein geringeres Interaktionspotenzial oder die Möglichkeiten einer intravenösen Behandlung. Neben den Wirkstoffen (Eslicarbazepinacetat, Felbamat, Gabapentin, Lacosamid, Lamotrigin, Levetiracetam, Oxcarbazepin, Pregabalin, Retigabin, Tiagabin, Topiramat, Vigabatrin und Zonisamid) werden allgemeine Aspekte der medikamentösen Epilepsiebehandlung besprochen wie die Behandlung in Monotherapie oder mit Wirkstoffkombinationen, die Wirkstoffauswahl, Dosierung und Möglichkeiten einer Individualisierung der Therapie.

FlaggeEnglish abstract

Epilepsies and their medical treatment

During the last decade, medical treatment of epilepsies has not progressed a lot regarding its efficacy, but options have widened considerably. Second generation antiepileptic drugs (AED) have advantages in pharmacokinetics, show an overall better tolerability as compared to old AED, and use new mechanisms of action. This offers the opportunity to invidualization of patient treatment. Whereas several drugs released since 2000 have already established their role in differential treatment of epilepsies, the role of new substances like lacosamide, eslicarbazepine, and retigabine will become clear during the years to come. Presently, new antiepileptic drugs play a key role in the initial treatment of epilepsies, in difficult-to-treat epilepsy syndromes, and recently also in intravenous epilepsy treatment. These treatment options have emerged not only in monotherapy, but also in combination therapy, where the lower tendency of interactions in new antiepileptic drugs like lacosamide, levetiracetam, pregabalin, and zonisamide offers particular advantages.

Key words: Epilepsy, antiepileptic drugs, therapy, monotherapy, combination therapy

Fragen aus der PraxisDr. Roslindis Eujen, Georgensgmünd

Blutungsneigung unter selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern?

Frage eines Facharztes für Allgemeinmedizin: Erhöhen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) das Blutrisiko unter Therapie mit Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel?

FlaggeEnglish abstract

SSRI-associated bleeding risk

Secondary to their antidepressive effect, selective serotonin reuptake inhibitors (SSRI) also lead to a diminished platelet aggregation, which results in an increased risk of bleeding. This adverse effect is added to the therapeutic effects of antiplatelet drugs. Furthermore, combination with non-steroidal antirheumatic drugs (NSAID) increases the risk of bleeding, particularly in the gastrointestinal tract.

Given the widespread use of SSRI, antiplatelet drugs and NSAID, pharmacists and doctors should turn their attention to bleeding as adverse effect and interaction, respectively.

Key words: SSRI, bleeding, antiplatelet drugs, NSAID, interaction

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Verbrauch von Antibiotika

Verschiedene Strategien bei Harnwegsinfektion

Bei Frauen mit Verdacht auf eine Harnwegsinfektion wurde der sofortige Beginn einer empirischen Antibiotikatherapie mit anderen Strategien verglichen, nämlich mit einer verzögerten empirischen Antibiotikatherapie, einer Antibiotikatherapie nur bei positivem Teststreifenbefund, nach Auswertung eines Symptomscores oder nach Abwarten einer mikrobiologischen Harnuntersuchung. Dabei waren alle Strategien in der Symptomkontrolle ähnlich effektiv, so dass eine routinemäßige mikrobiologische Untersuchung nicht sinnvoll erscheint. Eine zurückhaltendere Verordnung von Antibiotika kann dazu beitragen, den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren, was angesichts der Entwicklung von Resistenzen wünschenswert ist.

Referiert & kommentiertAbdol A. Ameri, Weidenstetten

Gicht

Neue Therapieoption für eine vernachlässigte Erkrankung

Durch konsequente Reduktion der Serumharnsäurewerte auf unter 6,0 mg/dl können destruktive Auswirkungen der Gicht langfristig kontrolliert werden. Mit Febuxostat steht nun ein neuer Wirkstoff für eine dauerhafte und gegenüber der Standardtherapie mit Allopurinol überlegene Senkung der Serumharnsäurewerte zur Verfügung. In der Langzeittherapie reduziert der neue Xanthinoxidase-Inhibitor die Anzahl akuter Gichtanfälle und verringert die Größe von Gichtknoten.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Schmerztherapie

Galenische Unterschiede mit Folgen

In der Schmerztherapie wird immer noch zu wenig auf eine gleichmäßige Analgesie geachtet, monierten Schmerzexperten auf dem Schmerzkongress in Berlin. Anzustreben sind konstante Wirkspiegel, denn solche minimieren nicht nur Nebenwirkungen, sondern kontrollieren auch besser Schmerzspitzen und gewährleisten einen erholsameren Schlaf. Eine Verbesserung der Schlafqualität trägt zur Wirksamkeit bei. Für die Charakterisierung von Retardpräparaten ist die Halbwertsdauer hilfreich.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Arzneimittelsicherheit auf Intensivstationen

Fehler bei parenteraler Gabe von Arzneimitteln: Häufigkeit und Risikofaktoren

Auf Intensivstationen treten bei der parenteralen Applikation von Arzneimitteln relativ häufig Fehler auf, teilweise mit schwerwiegenden Konsequenzen. Da dies ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem ist, wurden in einer multinationalen Studie die Häufigkeit und Merkmale von Medikationsfehlern sowie Faktoren, die das Auftreten dieser Fehler begünstigen, näher untersucht. Eine zunehmende Komplexität der Pflege schwer kranker Patienten erhöht das Risiko für das Auftreten von Fehlern im Zusammenhang mit der parenteralen Applikation von Arzneimitteln. Maßnahmen wie die Einführung von Fehler-Berichtssystemen und routinemäßige Überprüfungen könnten dazu beitragen, das Risiko für das Auftreten solcher Vorkommnisse zu verringern.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Mukoviszidose

Aztreonam als neues inhalierbares Antibiotikum

Bei Patienten mit Mukoviszidose besteht die Notwendigkeit für neue antibiotische Therapiestrategien gegen Pseudomonas aeruginosa. Mit dem inhalierbaren Aztreonam steht jetzt ein Antibiotikum zur Verfügung, welches im Rahmen klinischer Studien die Zeit bis zu einer erneut notwendigen antibiotischen Therapie verlängerte und respiratorische Symptome linderte. Auch die Pseudomonas-aeruginosa-Keimdichte im Sputum wurde reduziert.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, München

Katarakt

Gute Sicht im Alter auch ohne Brille

Die Trübung der Linse ist weltweit die häufigste Ursache für Erblindung. Gegen den „grauen Star“ gibt es jedoch kein Medikament. „Starstechen” wie im Mittelalter ist zum Glück längst vorbei und erblinden muss heutzutage zumindest in Industrienationen auch niemand mehr: Medizintechnik und Augenchirurgie sind so weit fortgeschritten, dass sich dieses Schicksal durch die Implantation von künstlichen Linsen abwenden lässt. Allein in Deutschland werden pro Jahr zwischen 600000 und 700000 Kataraktoperationen durchgeführt, weltweit über 10 Millionen.

Referiert & kommentiertChristine Vetter, Köln

Bipolare affektive Störungen

Therapie mit Quetiapin in allen Phasen

Nach der Zulassung von Quetiapin für die Behandlung von manischen und depressiven Episoden bipolarer Störungen folgte die Zulassung für die Rezidivprophylaxe bipolarer Störungen bei Patienten, deren manische oder depressive Episode zuvor auf eine Behandlung mit Quetiapin angesprochen hat. Patienten können somit in allen Phasen der Erkrankung mit dem gleichen Medikament, sogar als Monotherapie, behandelt werden.

Referiert & kommentiertDipl.-Biol. Anne Bleick, Stuttgart

Psychatrie

Pharmakotherapie mit Tranylcypromin

Die Publikation pharmakologischer und klinischer Studien im Jahr 1959 legte den Grundstein für die Einführung von Tranylcypromin in die Psychopharmakotherapie. Im Rahmen eines Symposiums der Firma Esparma beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) im November 2009 wurde die Historie der Substanz beleuchtet und der aktuelle Stellenwert in der Therapie aufgezeigt. MAO-Hemmer sind für klinisch tätige Psychiater eine wichtige Behandlungsoption bei therapieresistenter Depression, aber auch bei schizophrener Negativsymptomatik.

Referiert & kommentiertProf. Dr. H.-C. Diener, Essen

Störungen der neuromuskulären Übertragung

Evidenzbasierte Therapie von Muskelkrämpfen

Die einzigen Substanzen, deren symptomatische Wirksamkeit bei Muskelkrämpfen eindeutig belegt ist, sind Chinin und seine Derivate. Ihr Einsatz wird aber wegen potenzieller schwerwiegender Nebenwirkungen sehr zurückhaltend empfohlen. Therapieversuche mit Vitamin-B-Komplex, Lidocain und Diltiazem sind gerechtfertigt, so das Ergebnis einer Untersuchung der American Academy of Neurology (AAN).

Referiert & kommentiertR. Ziegler, Albershausen

Pneumokokken-Pneumonie

Impfung gegen Lungenentzündung bei Senioren

Die Ergebnisse einer japanischen Studie zeigen, dass ein 23-valenter Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff die Inzidenz der Pneumokokken-Pneumonie und die krankheitsspezifische Sterblichkeit bei Altenheimbewohnern signifikant reduziert.