EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Kennzahlen für Therapiequalität und -sicherheit

Pharmakologie aktuellIris Hinneburg, Halle (Saale)

Ticagrelor

Ein neuer Thrombozytenfunktionshemmer

Ticagrelor (Brilique™) ist ein oral verfügbarer, reversibler Antagonist am Adenosindiphosphat-P2Y12-Rezeptor. Der neue Thrombozytenfunktionshemmer ist in Kombination mit Acetylsalicylsäure zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom zugelassen. In einer großen Phase-III-Studie, der PLATO(Platelet inhibition and patient outcomes)-Studie, trat der kombinerte primäre Endpunkt aus Myokardinfarkt, Schlaganfall oder vaskulär bedingtem Tod innerhalb von 12 Monaten unter Ticagrelor signifikant seltener ein als unter Clopidogrel. Außerdem wurde die Gesamtmortalität durch Ticagrelor stärker gesenkt als durch Clopidogrel. Etwas häufiger als mit Clopidogrel kam es zu Blutungen, Dyspnoe, bradykarden Rhythmusstörungen (ventrikuläre Pause) zu Therapiebeginn und zu einem Anstieg der Creatinin- und Harnsäurewerte.

FlaggeEnglish abstract

Ticagrelor: A novel antiplatelet agent for patients with acute coronary syndrome

Ticagrelor is an oral, reversible blocker of the P2Y12 adenosine receptor. In clinical trials the antiplatelet agent reduced significantly vascular mortality and death from any cause when compared to clopidogrel in patients with acute coronary syndrome.

ÜbersichtIngo Stock, Bonn

Infektionen mit humanen Immundefizienzviren

Teil 2: Antiretrovirale Antiinfektiva, Therapie und Diagnostik

Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus 1 (HIV-1) bedingen das erworbene Immunschwächesyndrom (acquired immunodeficiency syndrome, AIDS), das eine Reihe schwerer Erkrankungen durch opportunistische Krankheitserreger nach sich ziehen kann. Mithilfe der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) kann das Auftreten dieser AIDS-definierenden Erkrankungen hinausgezögert und die Lebenserwartung HIV-1-Infizierter deutlich verlängert werden. Für eine Therapie der HIV-1-Infektion stehen in Deutschland heute rund 20 Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zur Verfügung: nukleosidische und nukleotidische Reverse-Transcriptase-Inhibitoren (NRTI), nicht-nukleos(t)idische Reverse-Transcriptase-Inhibitoren (NNRTI), Protease-Inhibitoren, Integrase-Inhibitoren und sogenannte Eintrittsinhibitoren. Für die antiretrovirale Initialbehandlung der HIV-1-Infektion wird meist eine aus drei Wirkstoffen bestehende Kombinationstherapie gewählt. Bei der Auswahl der Antiinfektiva sind mögliche Resistenzen des Erregers, die individuelle Verträglichkeit und die Bedürfnisse des Patienten sowie zahlreiche Interaktionen mit anderen Wirkstoffen zu berücksichtigen. Die Diagnostik der HIV-Infektion stützt sich auf den Nachweis spezifischer Antikörper.

FlaggeEnglish abstract

Infections with human immunodeficiency viruses. Part II: Antiretroviral drugs, therapeutic options, and diagnostics

Infections with the human immunodeficiency virus 1 (HIV-1) lead to the acquired immunodeficiency syndrome (AIDS), resulting in the establishment of a wide range of severe opportunistic infections. Since the introduction of the highly active antiretroviral therapy (HAART) into the treatment of HIV infections, in many cases a delayed appearance of AIDS-defining diseases is achievable. Life expectancy of antiretrovirally treated HIV-infected people applying HAART could be considerably extended and now resembles that of several other chronic diseases. For the initial treatment of HIV-1 infection, an adjunction with three antiretroviral agents is generally used. In most cases, the application of two nucleoside or nucleotide reverse transcriptase inhibitors (NRTI) together with a non-nucleoside reverse transcriptase inhibitor (NNRTI), a protease inhibitor (PI) or an integrase inhibitor (II) is recommended. Before and during antiretroviral treatment, antiretroviral drug resistances, individual tolerance profiles and the needs of the individual patient, as well as several interactions with other drugs have to be considered. Diagnostics of HIV infection is based upon the proof of specific antibodies.

BerichtAnnette Junker, Wermelskirchen

Wenn das Leben aus den Fugen gerät

Krebs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Patienten mit malignen Erkrankungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter (adolescents and young adults, AYA) standen im Fokus des ersten AYA-Workshops der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) im Rahmen der DGHO-Frühjahrstagung in Berlin.

Der klinisch-pharmazeutische FallSarah Schulte, Isabelle Annicotte, Annette Mowitz, Monika Zerres, Ulrich Braun, Rolf Joeres und Ulrich Jaehde, Troisdorf/Bonn

Pharmazeutische Betreuung eines Parkinson-Patienten mit orthostatischer Dysregulation

Mit einer Prävalenz von 2 bis 3% bei über 65-Jährigen ist das Parkinson-Syndrom eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Neben den Kardinalsymptomen Rigor, Tremor und Akinese treten bei vielen Parkinson-Patienten Begleitsymptome auf, so auch vegetative Störungen wie eine orthostatische Dysregulation und kognitive Störungen bis hin zur Demenz. Der folgende Fallbericht handelt von einem 79-jährigen Patienten mit Parkinson-Syndrom, Hypertonie, benigner Prostatahyperplasie und Demenz, der aufgrund einer Synkope mit Sturzverletzung stationär aufgenommen wurde.

Fragen aus der Praxis

Was tun, wenn eine Injektion von Insulin allergische Reaktionen verursacht?

„Welche Behandlungsmöglichkeit besteht bei einem insulinpflichtigen Diabetiker, der nach der Injektion seines Insulins allergische Reaktionen (starke, lang anhaltende Rötung und Schwellung) an der Einstichstelle bekommt?“

Referiert & kommentiertGabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Idiopathisches Parkinson-Syndrom

Compliancefreundliche Therapie mit Pramipexol-Retard

Bei Parkinson-Patienten scheitert die Therapietreue häufig an den komplizierten Einnahmeschemata. Eine erhebliche Erleichterung ist mit der einmal täglichen Anwendung eines Dopaminagonisten wie Pramipexol-Retard zu erwarten. Wie sich diese Option klinisch bewährt, wurde bei einer Pressekonferenz von Boehringer Ingelheim diskutiert [1].

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern

Apixaban besser wirksam als Acetylsalicylsäure

Bei Patienten mit Vorhofflimmern, bei denen die Einnahme eines Vitamin-K-Antagonisten zur Schlaganfallprophylaxe nicht infrage kam, senkte der neue, oral einzunehmende Faktor-Xa-Hemmer Apixaban das Risiko für einen Schlaganfall oder eine systemische Embolie gegenüber Acetylsalicylsäure um mehr als 50%, ohne das Risiko für schwere Blutungen signifikant zu erhöhen.

Referiert & kommentiertDr. Ralph Hausmann, Frankfurt

Akutes Koronarsyndrom

Welchen Patienten nützt Prasugrel besonders?

Der Thrombozytenfunktionshemmer Prasugrel, der 2009 eingeführt wurde, hat mittlerweile einen festen Stellenwert in der Behandlung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom. Dies spiegelt sich in aktuellen Leitlinien internationaler Fachgesellschaften wider. Studiendaten zur Wirksamkeit des Thienopyridins in der Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei verschiedenen Patientengruppen wurden bei einer Presseveranstaltung von Daiichi-Sankyo im Rahmen der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Idiopathische Lungenfibrose

Pirfenidon: antifibrotisch und antiinflammatorisch

Die idiopathische Lungenfibrose ist eine progressive Erkrankung mit sehr schlechter Prognose. Pirfenidon, das antifibrotisch und antiinflammatorisch wirkt, wurde Ende Februar 2011 in Europa als erstes Arzneimittel zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose zugelassen. Wesentlich hierfür waren die Ergebnisse von vier randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studien. Bei einer Pressekonferenz von InterMune Deutschland anlässlich des 52. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumonologie und Beatmungsmedizin e.V. wurden Ergebnisse dieser Studien vorgestellt.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Genitalwarzen

Abheilung mit Grüntee-Extrakt

Seit gut einem Jahr steht eine neue Option zur topischen Behandlung von äußerlichen Feigwarzen im Genital- und Perianalbereich zur Verfügung. Die verschreibungspflichtige Salbe enthält einen Trockenextrakt aus den Blättern des grünen Tees. Hauptbestandteil dieses Extrakts ist Epigallocatechingallat. Ergebnisse der Zulassungsstudien wurden bei einem von Abbott Arzneimittel veranstalteten Symposium anlässlich der 46. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Dresden vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Ambulant erworbene Lungenentzündung

Was tun, wenn die Antibiotika-Therapie versagt?

Die ambulant erworbene Pneumonie spricht im Allgemeinen rasch auf die empirisch kalkulierte antibiotische Therapie an. Doch in Einzelfällen versagt die Therapie, was neue differenzialdiagnostische Überlegungen und eventuell eine Umstellung des Antibiotikums erforderlich macht.