Seite 427
EditorialAndreas H. Jacobs, Bonn

Demenzen

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Medizin meets PharmazieChristoph Leinert und Christine A. von Arnim, Ulm

Demenzen

Basiswissen

Demenz-Erkrankungen sind die häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und stellen eine wesentliche gesundheitliche und sozioökonomische Herausforderung in der Zukunft dar. Bei Demenz-Erkrankungen handelt es sich um eine heterogene Gruppe, bei der es durch verschiedene pathophysiologische Ursachen zu einer progredienten Neurodegeneration kommt. Die mit Abstand häufigste Demenz-Erkrankung ist die Alzheimer-Demenz (AD), gefolgt von der vaskulären Demenz und Mischdemenz. Seltener treten Lewy-Körperchen-Demenzen (Demenz mit Lewy-Körperchen und Parkinson-Demenz) und die frontotemporalen Demenzen (FTD) auf. Im vorliegenden Beitrag soll ein epidemiologischer, pathophysiologischer und differenzialdiagnostischer Überblick über die häufigsten Demenzformen gegeben werden.

FlaggeEnglish abstract

Dementia – basic information

Dementia is the most common neurodegenerative disease and will be a main social, economic and health care burden in the near future. The different types of dementia form a heterogenous group with different pathophysiological causes leading to a progressive neurodegeneration. The most common form of dementia is Alzheimer’s disease (AD), followed by vascular dementia and mixed dementia. Less common are the two types of Lewy body dementias (dementia with Lewy bodies and Parkinson dementia) and frontotemporal dementia (FTD). The following article gives a summary according to epidemiology, pathophysiology and differential diagnosis of the most frequent forms of dementia.

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Medizin meets PharmazieMarija Djukic und Roland Nau, Göttingen

Diagnostik bei Demenz

Normales Altern geht mit einer Veränderung der kognitiven Leistungsfähigkeit einher. Es ist häufig nicht einfach, altersübliche Veränderungen der kognitiven Leistungen von frühen Demenzstadien zu unterscheiden. Erschwert wird die Abgrenzung durch den oft schleichenden Beginn demenzieller Erkrankungen und durch das bestehende Kontinuum zwischen Normalität und Frühsymptomen einer Demenz. Die Diagnostik kognitiver Störung stellt die Grundlage der Behandlung und Betreuung von Erkrankten und Angehörigen dar. Da viele therapeutische Ansätze gerade im Frühstadium der Erkrankung Belastung und Pflegebedürftigkeit verzögern können, ist eine frühzeitige Diagnostik von Demenz-Erkrankungen sehr wichtig.

FlaggeEnglish abstract

Diagnostic assessment in dementia

Normal aging is associated with a change in cognitive performance. In clinical practice, often it is not easy to distinguish between normal age-related changes in cognitive performance and early stages of cognitive impairment. The discrimination is complicated by the subtle onset of dementia and the existing continuum between normality and early symptoms of dementia. The early diagnosis of cognitive impairment is the basis of medical treatment and care for patients and relatives. Since many therapeutic options in the early phase can delay the burden of the disease and the dependency on care, timely diagnostic examination is mandatory in patients with dementia.

Seite 439 - 445
Medizin meets PharmazieRoland Kurth und Walter Maetzler, Kiel

Therapie der Demenz-Erkrankungen

Die medikamentösen Behandlungsoptionen der primären Demenz-Erkrankungen sind in Anbetracht der immensen Bedeutung für das Gesundheitssystem und trotz des großen Forschungseinsatzes in diesem Bereich extrem gering. Seit der Markteinführung der Acetylcholinesterase-Inhibitoren Ende der Neunzigerjahre gab es keine Neuzulassungen zur Behandlung der primären Demenz-Erkrankungen. Markteinführungen sind auch im Laufe der nächsten Jahre nicht zu erwarten. So sind weiterhin die Acetylcholinesterase-Inhibitoren und Memantin die einzigen zugelassenen Wirkstoffe zur symptomatischen Behandlung der Alzheimer-Demenz. Für die Behandlung der Parkinson-Demenz ist Rivastigmin verfügbar und zugelassen. Bei den anderen primären Demenz-Erkrankungen ist aktuell keine symptomatische pharmakologische Therapie verfügbar. Es gibt jedoch zunehmend Hinweise dafür, dass eine frühzeitige Behandlung vaskulärer Risikofaktoren, insbesondere des arteriellen Hypertonus, das Fortschreiten von vaskulären Demenzen, möglicherweise auch anderer Demenzformen, verlangsamt. Eine besondere Herausforderung stellt die Behandlung der Demenz-assoziierten Verhaltensstörungen dar. Nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren können den Krankheitsverlauf modifizieren.

FlaggeEnglish abstract

Therapy of dementias

This document provides an overview of the current state of practice-relevant treatment opportunities of dementias. Medical treatment has limited effect, and non-pharmacological approaches play a more important role in the management of these diseases. Increasing evidence suggests that consequent mangement and reduction of cardiovascular risk factors is beneficial on the progression of some, even most of dementias. Cholinesterase inhibitors and memantine are the main pharmacological agents for symptomatic treatment of cognitive deficits especially in Alzheimer’s and Parkinson’s disease-associated dementias. For most of the other types of dementia, no specific symptomatic pharmacological treatment option exists. Comparable to the cognitive symptoms, non-cognitive symptoms associated with dementias can be treated more effectively with non-pharmacological approaches than with medication. There is an urgent need for intensified research on the effective management of dementias.

Seite 446 - 451
Medizin meets PharmazieRonja Woltersdorf*, Michael Kowar* und Andreas H. Jacobs, Bonn

Ein Patient mit gemischter Demenz

Therapieentscheidung vor dem Hintergrund bestehender Komorbiditäten

Ein 83-jähriger Patient wurde aus der pneumologischen Abteilung zur weiteren Aufbelastung und Mobilisation im Rahmen einer geriatrischen Frührehabilitation aufgenommen. Neben einer Lungenfibrose waren kognitive Defizite aufgefallen, die bisher diagnostisch nicht eingeordnet wurden. Aufgrund der Lungenfibrose besteht die Indikation zu einer Sauerstofftherapie, die allerdings vom Patienten abgelehnt wird. Fremdanamnestisch werden zunehmende Kurzzeitgedächtnisstörungen in den letzten Monaten beschrieben. Als wichtige Vorerkrankungen bestehen zudem eine stabile koronare Herzerkrankung (KHK) sowie eine Hyperlipidämie.

FlaggeEnglish abstract

A patient with mixed dementia – Therapy decisions with respect to comorbidities

An 83 years old patient was admitted from the specialized lung unit for early geriatric rehabiliation. Functional impairments of gait and cognition were recognized while being treated for lung fibrosis with an indication for oxygen supplementation. Also, changes of cognition were described by other family members during the past months. As comorbidities coronary heart disease as well as hyperlipidemia were present. Here we describe further diagnostic procedures and therapeutic options with respect to polymedication and drug interactions.

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Medizin meets Pharmazie

Zusammenfassung: Demenzen

Seite 455 - 460
ÜbersichtGuido Freckmann und Sina Ulbrich, Ulm

Kontinuierliche Glucosemessung (CGM) in der Diabetestherapie

Die kontinuierliche Glucosemessung (CGM) hat sich in den letzten Jahren in der Diabetestherapie etabliert, insbesondere bei mit intensivierter Insulintherapie behandelten Patienten. Im Unterschied zu herkömmlichen Blutglucosemesssystemen (BGMS) messen CGM-Systeme die Glucosekonzentration kontinuierlich im Gewebe. Sie liefern wertvolle Informationen zum gesamten glykämischen Verlauf, wohingegen punktuelle, kapillare Blutglucosemessungen lediglich einen „Schnappschuss“ des aktuellen Blutglucosespiegels ermöglichen. Die Nutzung von CGM-Systemen zeigte bei Diabetikern positive Effekte auf den HbA1c-Wert und reduzierte die Zeit im hypoglykämischen Bereich. Der Einsatz von CGM-Systemen liefert viel mehr Daten als die übliche Blutglucosemessung, mit denen der CGM-Einsteiger allerdings erst lernen muss umzugehen. Daher sollte am Anfang des CGM-Einsatzes eine qualifizierte Schulung begleitend durchgeführt werden, um die optimale Nutzung der Daten zu erlernen und Therapiefehler zu vermeiden. Die kontinuierliche Glucosemessung ist auch ein wichtiger Baustein für die Entwicklung von Closed-Loop-Systemen, die Diabetiker als „künstliche Bauchspeicheldrüse“ nutzen könnten.

FlaggeEnglish abstract

Continuous glucose monitoring (CGM) in diabetes therapy

Continuous glucose monitoring (CGM) has become an established technology for diabetes therapy. Common blood glucose meters measuring glucose in capillary blood only allow a “snap shot” of the current blood glucose, whereas CGM systems measure glucose in interstitial fluid and provide crucial information about the total glycemic course of a patient with diabetes. The use of CGM systems already showed positive effects on parameters like HbA1c and reduced the time in the hypoglycemic range. However, CGM beginners first have to learn how to handle the quantity of data offered by CGM, thus a sufficient training for CGM use is essential. For the development of closed-loop systems considered as artificial pancreas for diabetics, CGM also represents an initial step.

Key words: CGM, continuous glucose monitoring, diabetes, blood glucose

Seite 461 - 463
Klinische PharmazieFragen an Katja Wilke

Gemeinsam für den Patienten entscheiden

Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der klinischen Infektiologie

Seit 2015 besteht für Apotheker die Möglichkeit, sich im Bereich Infektiologie weiterzubilden. Eines der Hauptziele der Weiterbildung ist die fachkompetente Beratung von Ärzten zum pharmakotherapeutischen Einsatz der Antiinfektiva. Aktuell nehmen immer mehr Apotheker an Antiinfektiva-Visiten teil und tragen mit der erworbenen Expertise zu einer Therapieoptimierung bei. Frau Wilke arbeitet als Apothekerin bei der Infektiologin Dr. Dr. Katja de With und ist Teil eines Teams, das Antiinfektiva-Visiten am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden durchführt.

Seite 464 - 467
Fragen aus der Praxis

Wann, wie und wo wird geklebt?

Fragen aus der Praxis beim MMP-Webinar

Am 4. September fand das MMP-Webinar zum Thema AMTS-Risiken bei transdermalen therapeutischen Systemen statt. Referent Dr. Dirk Keiner aus dem Klinikum Weimar erläuterte 600 Teilnehmern den richtigen Umgang mit dieser besonderen Arzneiform. Während und nach der Veranstaltung wurden zahlreiche praxisrelevante Fragen gestellt. Lesen Sie hier die Antworten.

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Referiert & kommentiertDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Diabetes mellitus Typ 2

Neue orale Antidiabetika senken die Mortalität von Typ-2-Diabetikern

Neue orale Antidiabetika werden erfolgreich zur Senkung des Blutzuckerspiegels eingesetzt. Der vorliegende systematische Review mit Netzwerk-Metaanalyse zeigt, dass einige Medikamente darüber hinaus auch Vorteile für die Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Ereignisse bringen.

Seite 468 - 473
Referiert & kommentiertDr. Petra Jungmayr, Esslingen

Therapiesicherheit

Metformin und das Risiko einer Lactatazidose

Entgegen gängiger Praxis kann das orale Antidiabetikum Metformin auch bei Typ-2-Diabetikern mit einer moderat bis stark verringerten Nierenfunktion eingesetzt werden, ohne das Lactatazidose-Risiko zu erhöhen. Zu diesem Schluss kamen zwei große retrospektive Kohortenstudien.

Seite 468 - 473
Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Berlin

Diabetes-Prävention

Abspecken vor der Pubertät schützt vor späterem Typ-2-Diabetes

Übergewicht in der Kindheit ist bekanntlich mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes im Erwachsenenalter assoziiert. Die Ergebnisse einer von der Europäischen Union geförderten Kohortenstudie aus Dänemark haben jedoch gezeigt, dass durch „Abspecken“ bis zu Pubertät eine Risikoreduktion möglich ist, jedenfalls bei Männern. Das Typ-2-Diabetesrisiko dänischer Jugendlicher, die im 13. Lebensjahr und auch danach nicht mehr übergewichtig waren, lag auf dem Niveau der normalgewichtigen Altersgenossen.

Seite 468 - 473
Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Asthma bronchiale

Wie sicher sind langwirksame Beta2-Agonisten?

Die Kombinationstherapie, bestehend aus einem langwirksamen Beta2-Agonisten und einem inhalierbaren Glucocorticoid, führte zu keinem signifikant erhöhten Risiko für schwere Asthma-bezogene Nebenwirkungen im Vergleich zu einer Glucocorticoid-Monotherapie, hatte aber deutlich weniger Asthma-Exazerbationen zur Folge. So das Ergebnis von vier prospektiven Studien.

Seite 468 - 473
Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Wussten Sie schon …?

Viel trinken hilft