Mehr als eine Ausschlussdiagnose
Reizdarmsyndrom
Von der Diagnosestellung zur Therapie
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufige funktionelle Störung des Verdauungssystems. Es umfasst eine Reihe von wiederkehrenden gastrointestinalen Beschwerden wie abdominelle Schmerzen oder Stuhlgangveränderungen (v. a. Diarrhö und Obstipation), für die sich keine organische Ursache finden lässt, die die Beschwerden ausreichend erklären. In der Psychosomatik spricht man hierbei von einer somatoformen autonomen Funktionsstörung. Die Diagnose geht mit einem erheblichen Leidensdruck sowie einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität bei den Patienten einher und wird oft erst spät gestellt. Vor allem schwere und langwierige Verlaufsformen sind häufig von psychischen oder psychosomatischen Komorbiditäten (v. a. Angsterkrankung, Depression) begleitet. Die Pathogenese des RDS lässt sich anhand des biopsychosozialen Krankheitsmodells erklären, deren unterschiedliche Kombination die Ausprägung des RDS beeinflusst. Neben Lebensstiländerungen, diätetischen Maßnahmen und symptomatischer Medikation spielen Psychopharmaka und Psychotherapie eine wesentliche Rolle in der Behandlung.
English abstract
Irritable bowel syndrome
Irritable bowel syndrome (IBS) is a common functional disorder of the digestive tract. It comprises a series of recurring gastrointestinal complaints such as abdominal pain or changes in bowel movements (especially diarrhea and constipation), for which no organic cause can be found that sufficiently explains the complaints. In psychosomatic medicine, this is referred to as a somatoform autonomic dysfunction. The diagnosis is accompanied by considerable suffering and a significant reduction in the patient’s quality of life, and is often made at a late stage. Especially severe and protracted courses are often accompanied by psychological or psychosomatic comorbidities (especially anxiety, depression). The pathogenesis of IBS can be explained on the basis of the biopsychosocial disease model, whose different combinations influence the manifestation of IBS. In addition to lifestyle changes, dietary measures and symptomatic medication, psychopharmaceuticals and psychotherapy play an essential role in the treatment.
Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach COVID-19-Impfung
Stand 31.01.2022
In Deutschland sind derzeit fünf SARS-CoV-2-Vakzine zugelassen. Diese Übersicht beschränkt sich auf die vier bis November 2021 zugelassenen Impfstoffe. Die Nebenwirkungsrate für passagere Impfnebenwirkungen beträgt insgesamt 1,6 und für schwerwiegende Nebenwirkungen 0,2 pro 1000 Impfungen. Kopfschmerzen und Fatigue treten häufig auch nach Placebo-Gabe auf (Nocebo-Effekt). Ein Risiko für Myokarditis oder Perikarditis wird nach mRNA-Impfstoffen diskutiert. Nach vektorbasierten Impfstoffen kann es selten zu einer Vakzin-induzierten immunogenen thrombotischen Thrombozytopenie mit Sinusvenenthrombose kommen. Ursächlich sind Plättchenfaktor-4-Antikörper; die Gabe von hochdosierten intravenösen Immunglobulinen ist wirksam. Zu möglichen neurologischen Impfkomplikationen zählen Fazialisparese, Plexopathie, Guillain-Barré-Syndrom, transverse Myelitis, Enzephalomyelitis und akute disseminierte Enzephalomyelitis.
English abstract
Side effects and complications after COVID-19 vaccination
In Germany, a total of five SARS-CoV-2 vaccines are approved. This review does not cover the Nuvaxovid/Novovax vaccine. Side effects have been reported in 1.6/1000 vaccinations, severe side effects in 0.2/1000 vaccinations. Headache and fatigue frequently occurred also in the placebo arms (nocebo effect). An increased risk for myocarditis or pericarditis is discussed with mRNA-vaccines. After vector-based vaccines rarely a vaccine-induced immunogenic thrombotic thrombocytopenia (VITT) with sinusthrombosis may occur, caused by platelet factor 4 antibodies. Intravenous immunoglobulins are effective. Possible neurologic vaccine complications include Bell`s palsy, plexopathies, Guillain-Barré syndrome, transverse myelitis, encephalitis and acute disseminated encephalomyelitis.
AMTS-Risikoprofil Azathioprin
Azathioprin ist ein wertvoller Arzneistoff für die Behandlung zahlreicher Krankheitsbilder. Der Wirkungsmechanismus, das Nebenwirkungsprofil und viele sicherheitsrelevante Schlüsselfaktoren für eine hohe Patientenakzeptanz sind im Medikationsmanagement interprofessionell zu beachten. Die pharmazeutischen Aspekte werden gemäß der AMTS-Pyramide eingeordnet.
English abstract
Risk pyramid azathioprine
Azathioprine is a medication used in the management and treatment of many diseases. The mechanism of action, adverse event profile, and other key factors must be considered in the interprofessional medication management process for a high patient acceptance. The pharmacists’ aspects are classified according to the drug risk pyramid.
Reizdarmsyndrom und funktionelle Bauchschmerzen bei Kindern
Beschwerden mit Placebo verbessern
Bei Kindern ist eine medikamentöse Therapie von Reizdarmsyndrom und funktionellen Bauchschmerzen selten empfohlen. In einer aktuellen Studie konnten nun Erfolge mit einer Placebo-Behandlung erzielt werden.
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Erhöhen respiratorische Beschwerden das kardiovaskuläre Risiko?
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Karl Werdan, Halle
Leiden junge Erwachsene unter Atemwegsbeschwerden, so erhöht das ihr Risiko, im Lauf des Lebens eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln. Das zumindest legen die Ergebnisse einer Post-hoc-Analyse der CARDIA-Studie nahe.
Gestationshypertonie und Präeklampsie
Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen bergen Hypertonie-Risiko nach der Geburt
Mit einem Kommentar von Dr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg
Was bedeutet eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung für das kardiovaskuläre Risiko in den ersten Jahren nach der Entbindung? Diese Fragestellung stand im Zentrum einer französischen Beobachtungsstudie. Demnach entwickeln Frauen auch dann kurzfristig chronische Hypertonien, wenn sich ihr Blutdruck zwischenzeitlich wieder normalisiert hat.
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Evolocumab senkt das vaskuläre Risiko in allen Gefäßabschnitten
Im Rahmen der FOURIER-Outcome-Studie konnte mit dem PCSK9-Inhibitor Evolocumab, zusätzlich zu einem Statin gegeben, die vaskuläre Ereignisrate an Herz, Gehirn und Beinen signifikant gesenkt werden. Jedes fünfte Ereignis wurde mit dem PCSK9-Inhibitor verhindert.