Seite 267
EditorialSaskia Fechte, Stuttgart

Gefahr und Nutzen unter einem Hut

Seite 270 - 278
Pharmakologie aktuellLarissa Tetsch, Maisach

Sirane

RNA-basierte Wirkstoffe zum Ausschalten von schädlichen Genprodukten

Viele Krankheiten entstehen dadurch, dass ein Protein durch Mutationen schadhaft oder in zu großer Menge produziert wird. Methoden, um die Produktion eines Proteins spezifisch zu unterdrücken, haben deshalb großes therapeutisches Potenzial. Dazu gehört die RNA-Interferenz (RNAi), die ursprünglich einen zellulären Verteidigungsmechanismus eukaryotischer Organismen gegen Viren darstellt und genutzt werden kann, um Gene posttranskriptionell stummzuschalten. Im Mittelpunkt stehen dabei kleine, doppelsträngige RNA-Moleküle, die sogenannten small interfering RNAs (siRNAs). Die kurzen siRNAs lassen sich einfach und kostengünstig chemisch herstellen und so konstruieren, dass sie sich an ein Zieltranskript anlagern und dessen Abbau einleiten. Wirkstoffe, die auf siRNA basieren, werden als Sirane bezeichnet. Seit 2018 sind fünf Sirane gegen meist seltene Erbkrankheiten zugelassen worden, die alle die Leber betreffen. Andere Zielorgane lassen sich durch siRNAs momentan noch schwer ansteuern. Gelingt es dieses Problem zu lösen, ist davon auszugehen, dass die Zahl an Zulassungen für Sirane schnell ansteigen wird.

FlaggeEnglish abstract

Siranes: RNA-based drugs for silencing harmful gene products

Many diseases arise from the fact that a protein is rendered defective or produced in excessive amounts due to mutations. Methods to specifically suppress the production of a certain protein therefore have great therapeutic potential. These methods include RNA interference (RNAi) – a cellular defense mechanism of eukaryotic organisms against viruses that can be utilized to silence genes post-transcriptionally. Crucial for gene silencing are small double-stranded RNA molecules called small interfering RNA (siRNA). Short RNA molecules can be chemically snythesized easily and cost-efficiently and designed in a way that they bind to a target transcript, initiating its degradation. Drug compounds based on siRNA are referred to as “siranes.” Since 2018, five siranes have been approved for mostly rare genetic diseases, all of them affecting the liver. Currently, it is still challenging to target other organs using siRNAs. However, if this problem can be resolved, it is expected that the number of approvals for siranes will increase rapidly.

Key words: RNA interference, RNAi, posttranscriptional gene silencing, siRNA-based therapeutics, siranes

 

Seite 280 - 289
ÜbersichtIngo Stock, Berkatal-Frankenhain

Pilzvergiftungen

Die Fruchtkörper mancher Großpilze enthalten Substanzen, die nach dem Verzehr Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Je nach Toxin kommt es zur Ausbildung unterschiedlicher Syndrome, die verschieden zu behandeln sind. Tödlich endende Pilzvergiftungen gehen in den meisten Fällen auf den Verzehr des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) zurück. Eine erfolgversprechende Therapie des Amatoxin-Syndroms, das durch die Giftstoffe dieses Pilzes induziert wird und mit Nieren- und Leberversagen einhergeht, ist nur mit einer rasch einsetzenden adäquaten Behandlung möglich. Zu den weiteren bedeutsamen Syndromen gehören das Gyromitra-, das Orellanus-, das Muskarin-, das Pantherina-/Fliegenpilz-, das Coprinus- und das gastrointestinale Pilzsyndrom. Da viele Speisepilze leicht mit Giftpilzen zu verwechseln sind, wird Pilzsammlern empfohlen, nur nach vertrauten Pilzen zu suchen oder die Essbarkeit der Pilze von Personen mit entsprechender Expertise überprüfen zu lassen.

FlaggeEnglish abstract

Mushroom poisoning

The fruiting bodies of some large mushrooms contain toxins that can cause symptoms of poisoning after eating a corresponding mushroom meal. Depending on the poison, different syndromes may develop that have to be treated differently. In most cases, fatal mushroom poisoning is due to the consumption of the death cap mushroom (Amanita phalloides). Consumption leads to the amatoxin syndrome which is associated with kidney and liver failure, induced by the amatoxins of this fungus. A promising therapy for the amatoxine syndrome is only possible with rapid onset of adequate treatment. Other important mushroom poisoning syndromes include gyromitrin poisoning, orellanine poisoning, muscarinic poisoning, panthercap/fly agaric poisoning, coprine poisoning and gastrointestinal irritant syndrome. Because many edible mushrooms are easily confused with poisonous mushrooms by laypeople, mushroom pickers are advised to only look for mushrooms they are familiar with, or to have the edibility of the mushrooms checked by someone with the appropriate expertise before consuming them.

Danksagung

Herzlichen Dank an Gerhard Schuster, Bad Sooden-Allendorf, für die Fotografien der hier abgebildeten Giftpilze.

Seite 290 - 299
Klinische PharmazieLuise Kauk, Janina A. Bittmann, Christine K. Faller, Viktoria Jungreithmayr, Sophia Klasing, Laura Lepenies, Robert Möcker, Benedict Morath, Emilia Picker, Theresa Terstegen, Cathrin J. Vogt, Viktoria S. Wurmbach, und Hanna M. Seidling, Heidelberg

Academic Detailing

Interaktive Fortbildungsmethode zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit

Academic Detailing ist eine interaktive Fortbildungsmethode für Heilberufler mit dem Ziel unabhängige, evidenzbasierte Informationen bereitzustellen. Die Fortbildungen finden bei dieser Methode üblicherweise im 1 : 1-Gespräch am Arbeitsplatz des Heilberuflers statt. Dies bietet den Vorteil, dass die Fortbildung individuell auf den Bedarf und das vorhandene Wissen des Teilnehmers angepasst und direkt interagiert werden kann. Das Konzept ist insbesondere in den USA, Kanada und Australien bereits etabliert und liefert interessante Ansätze, um auch in Deutschland das Fortbildungsangebot, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich, zu erweitern.

Seite 300
BücherforumIlva Großbach, Freiberg am Neckar

Mit Struktur und Kompetenz zur Medikationsberatung

Seite 301 - 305
Referiert & kommentiertFriederike André, Hannover

Interaktionspotenzial bei Antidepressiva und oralen Antikoagulanzien

Erhöhtes Blutungsrisiko bei Anwendung von SSRI und OAK

Verordnungen über orale Antikoagulanzien (OAK) und Antidepressiva nehmen stetig zu. Dabei sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die erste Wahl bei der Behandlung depressiver Erkrankungen. Somit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten gleichzeitig mit OAK und SSRI behandelt werden. Während das Blutungsrisiko unter SSRI allein als moderat eingeschätzt wird, zeigte sich in einer Metaanalyse ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen, wenn SSRI zusammen mit OAK eingenommen werden.

Seite 301 - 305
Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Plaque-Psoriasis

Tildrakizumab verbessert chronische Plaque-Psoriasis

Nachdem sich der gegen Interleukin-23 gerichtete Antikörper Tildrakizumab bereits zuvor in zwei Phase-III-Studien für die Therapie einer moderaten bis schweren Plaque-Psoriasis als wirksam erwiesen hat, ziehen aktuelle Real-World-Daten nun nach: Mit Tildrakizumab verringerte sich der PASI signifikant und ein hoher Anteil der Patienten erzielte ein PASI 90- und ein PASI 100-Ansprechen.

Seite 301 - 305
Referiert & kommentiertDr. Larissa Tetsch, Maisach

RSV-assoziierte Infektionen der unteren Atemwege

Monoklonale Antikörper im Vergleich

Das humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist eine der Hauptursachen für Infektionen der unteren Atemwege und Krankenhauseinweisungen bei Kleinkindern. Eine passive Immunisierung vor der ersten RSV-Saison kann Säuglinge vor RSV-bedingten Atemwegsinfekten schützen. In einer Metaanalyse wurden nun Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener monoklonaler Antikörper miteinander verglichen.

Seite 301 - 305
Referiert & kommentiertSaskia Fechte, Stuttgart

Wussten Sie schon …?

Sportler durch Thoracic-Inlet-Syndrom gefährdet