Das West-Nil-Virus
Ein ungewöhnliches Flavivirus mit zunehmender Bedeutung
Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein einzelsträngiges, zu den Flaviviren zählendes RNS-Virus. Es ist als atypischer Erreger leichter fieberhafter Erkrankungen in weiten Teilen Asiens und Osteuropas, in Afrika und Australien seit langem bekannt. Wie die meisten Flaviviren wird
das West-Nil-Virus über Mückenstiche auf den Menschen übertragen. Ein für die Verbreitung des Erregers unerlässlicher Wirt sind Sperlingsvögel. Bis in die frühen 90er Jahre wurden Häufungen von WNV-Erkrankungen beim Menschen selten beobachtet. Seit 1996 werden Epidemien aus Rumänien, Russland, Israel, den USA und Kanada gemeldet. Die gehäuften schweren Krankheitsverläufe mit neurologischen Symptomen sind vermutlich auf neuartige Stämme zurückzuführen. Dem erstmaligen Auftreten des West-Nil-Virus 1999 im New Yorker Raum folgte die rasche Verbreitung über Nordamerika und eine zeitlich verzögerte Häufung von Erkrankungen bei Menschen. In den Jahren 2002 und 2003 wurden den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta 4 150 und 7 718 Krankheitsfälle
sowie 284 und 166 tödliche WNV-Erkrankungen gemeldet. Die in den USA registrierten Infektionen der letzten beiden Jahre stellen die weltweit größten Epidemien
durch ein von Arthropoden übertragenes Virus dar. Diese Übersicht fasst den Wissensstand zur Biologie und Ökologie des West-Nil-Virus sowie die Pathogenese, Klinik und Epidemiologie der entsprechenden Infektionen beim Menschen zusammen, erörtert therapeutische und prophylaktische Möglichkeiten und diskutiert, ob auch in Mitteleuropa mit dem Ausbruch einer WNV-Epidemie gerechnet werden muss.
Therapie-resistentes Asthma bronchiale
Was rät der Apotheker dem Arzt?
Wenn ein Asthma bronchiale unter einer konsequenten Leitlinien-konformen Therapie nicht ausreichend zu behandeln ist, muss die Frage gestellt werden, ob neben oder anstelle der bisherigen Diagnose andere Faktoren für den medikamentös nicht zu bessernden Zustand verantwortlich sind. Hier spielen neben der seltenen Steroidresistenz, unerkannten Allergeneinflüssen und Complianceproblemen vor allem funktionelle Störungen im oberen Atemwegsbereich eine Rolle. Insbesondere paradoxe Stimmbandschlussbewegungen (Vocal Cord Dysfunction, VCD) können die Unbehandelbarkeit eines vermuteten Asthma bronchiale erklären. Eine VCD zeigt sich unter anderem in einem auffallend hohen, ineffektiven Verbrauch von antiobstruktiven und antiinflammatorischen Medikamenten, einschließlich systemischer Glucocorticoide in hoher Dosierung mit Nebenwirkungen wie Cushing-Effekt oder vorzeitiger Osteoporose. Dies kann dem betreuenden Apotheker auffallen und die aufmerksame Verwertung von Angaben des Patienten kann eine hinterfragende Diagnostik durch den Arzt anstoßen und damit einen wichtigen Beitrag zum Wohl des Patienten leisten.
Rhythmusstörungen und Angina pectoris
Medikation eines Notfallpatienten
Ein 65-jähriger Mann wird mit Angina-pectoris-Beschwerden, hypertensiver Entgleisung, Agitiertheit, Vorhofflattern und Rasselgeräuschen in beiden Lungenflügeln vom Notarzt in die Klinik gebracht. 16 Tage später wird er wieder entlassen. An diesem konkreten Beispiel werden das medizinische Vorgehen bei Angina-pectoris-Beschwerden, Rhythmusstörungen und Hypertonie nach dem SOAP-Schema aufgearbeitet.
Milbensprays mit Niemsamenöl – empfehlenswert?
Sprays gegen Hausstaubmilben (Abb. 1) auf Basis von Niemsamenöl werden derzeit angeboten und beworben. Wie ist so ein Milbenspray sowohl aus medizinischer als auch aus ökologischer Sicht zu bewerten? Ist es sinnvoll bei Skabies-Patienten eine Gegenstandshygiene mit Niemsamenöl durchzuführen?
Neuropathische Schmerzen
Tramadol bei postherpetischer Neuralgie
Tramadol, ein Opioidanalgetikum, ist bei der Behandlung der postzosterischen Neuralgie wirksam. Dies wurde in einer Plazebo-kontrollierten doppelblinden Studie gezeigt.
Hyperlipidämie
Erhöhte Blutfette durch atypische Neuroleptika?
Im Zusammenhang mit den atypischen Neuroleptika Clozapin, Olanzapin und Quetiapin wird in einigen Studien und Kasuistiken über Hyperlipidämien, insbesondere Hyertriglyzeridämien, berichtet.
Akute zerebrovaskuläre Erkrankungen
Schlaganfall-Situation in Deutschland
In zwei Krankenhaus-basierten prospektiven Studien wurden alle Patienten mit Schlaganfällen dokumentiert. In der ersten Studie wurden Häufigkeit und Prognose des ischämischen Schlaganfalls untersucht, in der zweiten die Kosten der Schlaganfall-Behandlung.
Medizinische Information
Wie informieren sich Ärzte?
Ein Großteil der Ärzte und Ärztinnen in Deutschland nutzt Fachbücher, Fachzeitschriften und Kollegengespräche häufig zur Informationsgewinnung. Obwohl mehr als 80 % der Antwortenden einen Computer am Arbeitsplatz und Zugang zum Internet hatten, spielen elektronische Medien bei den meisten noch eine untergeordnete Rolle.
Lyme-Borreliose
Antibiotika bei Beschwerden nach Borrelien-Infektion unwirksam
Patienten mit einer chronischen Lyme-Borreliose, die unter subjektiven Beschwerden leiden, aber keinen Nachweis einer persistierenden Borrelia-Infektion zeigen, profitierten in einer randomisierten Studie nicht von einer zusätzlichen Langzeitbehandlung mit Antibiotika. In einer zweiten Studie führte eine Behandlung mit Ceftriaxon bei Patienten mit Post-Lyme-Syndrom zwar zu einer Verbesserung der Müdigkeit, aber nicht zu einer Verbesserung kognitiver Funktionen.
Reisemedizin
Tiefe Venenthrombosen nach Langstreckenflügen
In einer Studie in Westaustralien wurden stationäre Patienten mit venösen Thromboembolien identifiziert, die innerhalb der letzten 100 Tage von einem internationalen Flug angekommen waren. Das venöse Thromboembolie-Risiko war nur in den ersten 14 Tagen nach der Ankunft erhöht.
Husten
Wirkungsmechanismus von Efeu entschlüsselt
Die Wirkung von Extrakten aus der Efeupflanze (Hedera helix) bei Husten und Atemwegskatarrh ist lange bekannt. Jetzt weiß man auch warum: Es handelt sich um einen indirekten beta2-adrenegen Effekt.
Bronchialkarzinom bei Rauchern
Krebsrisiko kaum abhängig vom Teergehalt der Zigaretten
Raucher erkranken signifikant häufiger an einem Lungenkarzinom als Nichtraucher oder Personen, die das Rauchen eingestellt haben. Zigaretten mit sehr niedrigem, niedrigem und mittlerem Teergehalt wurden in ihrem Risikoprofil ähnlich bewertet. Ein hoher Teergehalt hingegen führte zu einer deutlichen Zunahme des Risikos, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken.