EditorialRika Rausch, Stuttgart

Die Saison ist eröffnet

Medizin meets PharmazieMagdalena Spielhaupter, Taunusstein

Definition und Klinik der allergischen Rhinitis

Die allergische Rhinitis (AR) ist mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 24% die häufigste Immunkrankheit und eine der häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt – Tendenz weiterhin steigend. Sie beginnt meist in der Kindheit und hat Auswirkungen auf das Sozialleben, die schulische Leistungsfähigkeit und die Arbeitsproduktivität der Patienten. Die AR ist zudem durch eine hohe Komorbidität gekennzeichnet, die sich unter anderem als Konjunktivitis, Asthma bronchiale, Nahrungsmittelallergie, atopische Dermatitis und Sinusitis äußern kann. So ist beispielsweise das Risiko, unter Asthma zu leiden, bei erwachsenen Patienten mit allergischer Rhinitis um den Faktor 3,2 höher als bei Gesunden.

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Definition and clinic of the allergic rhinitis

The allergic rhinitis is the most common immune disorder with a lifetime prevalence of 24% and one of the most common chronic diseases at all - with tendency to rise. It occurs in childhood and influences the patients’ social life, school performance and labour productivity. Furthermore the allergic rhinitis is accompanied by a lot of comorbidities, including conjunctivitis, asthma bronchiale, food allergy, neurodermatitis and sinusitis. For example the risk for asthma is 3.2-fold higher for adults with allergic rhinitis than for healthy people.

Medizin meets PharmazieAnnette Sperl und Ludger Klimek, Wiesbaden

Diagnostische Methoden bei allergischer Rhinitis

Die Diagnose der allergischen Rhinitis basiert auf einer typischen Anamnese mit allergischen Symptomen und den Ergebnissen diagnostischer Tests, die in vivo und in vitro auf den Nachweis von freien oder zellgebundenen IgE-Antikörpern gerichtet sind. Der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper impliziert aber nicht das Vorhandensein einer klinischen Relevanz, sondern kennzeichnet lediglich das Vorhandensein einer spezifischen Sensibilisierung.

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Diagnostic methods of allergic rhinitis

The diagnosis of allergic rhinitis is based on a typical history with allergic symptoms and the results of diagnostic tests which are directed in vivo and in vitro on the detection of free or cell bound IgE antibodies. However, the detection of specific IgE antibodies does not imply the presence of clinical relevance, yet merely indicates the presence of a specific sensitization.

Medizin meets PharmazieLudger Klimek und Annette Sperl, Wiesbaden

Therapie der allergischen Rhinitis

Wenn die Karenz des auslösenden Allergens bei allergischer Rhinitis nicht möglich oder nicht ausreichend ist, können medikamentöse Maßnahmen versucht werden. Zu den Therapeutika der ersten Wahl bei intermittierender und persistierender allergischer Rhinitis gehören Antihistaminika und topische Glucocorticoide. Chromone sind deutlich weniger wirksam und für Erwachsene nur bei besonderer Indikation, beispielsweise in der Schwangerschaft, einzusetzen. Neben der Allergenkarenz ist die Immuntherapie die einzige kausale Therapie allergischer Erkrankungen.

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Therapy of allergic rhinitis

If the avoidance of the provoking allergen is insufficient or not possible, medical treatment can be tried. Therapeutics of the first choice for the treatment of the seasonal and persistent allergic rhinitis are antihistamines and topical glucocorticoids. Chromones are less effective so they should only be used for adults with a special indication, for example during pregnancy. Beside the avoidance of the allergen the immunotherapy is the only causal treatment of allergic diseases.

Medizin meets PharmazieLudger Klimek, Wiesbaden

Patient mit berufsbedingter Rhinitis und Asthma bronchiale

Ein Mann klagt über eine seit neun Monaten bestehende, zunehmende nasale Obstruktion und wässrig-klaren Ausfluss sowie ein vermindertes Riechvermögen. Er meint, möglicherweise an einer Allergie zu leiden, die in seiner häuslichen Umgebung begründet ist, weil er festgestellt hat, dass sich seine Symptome im Urlaub bessern. Eine im Prick-Test beobachtete Sensibilisierung lässt zunächst eine durch Hausstaubmilben hervorgerufene allergische Rhinitis vermuten. Diese Diagnose wird basierend auf der Anamnese neu überdacht.

Medizin meets Pharmazie

Zusammenfassung: Allergische Rhinitis

Alle Antworten auf einen Blick

ÜbersichtIngo Stock, Bonn

Dengue-Fieber

Nicht nur eine tropische Infektionskrankheit

Das Dengue-Fieber ist eine virale Infektionskrankheit, die vornehmlich durch Aedes-Mücken übertragen wird. Erreger ist das Dengue-Virus, ein zu den Flaviviren gehörendes, von einer Membran umhülltes RNA-Virus. Symptomatische Dengue-Virus-Infektionen gehen in der Regel mit hohem Fieber und anderen Influenza-ähnlichen Erkrankungszeichen einher, es kommen aber auch schwere Krankheitsbilder mit letalen Komplikationen vor. In den letzten Jahrzehnten stieg die Inzidenz des Dengue-Fiebers in vielen Ländern der Tropen und Subtropen. In manchen dieser Regionen gehört das Dengue-Fieber zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern. In Europa kommt es seit einigen Jahren zu einer starken Häufung der Erkrankungsfälle bei zurückkehrenden Reisenden. Seit kurzem werden in Südeuropa aber auch autochthone Ausbrüche der Erkrankung beobachtet. Eine spezifische Therapie des Dengue-Fiebers gibt es nicht. Bei rascher Diagnose und intensivmedizinischer Versorgung lässt sich die Sterblichkeitsrate auf unter 1% senken. Für die Prävention des Dengue-Fiebers ist vor allem die Vektorkontrolle bedeutsam.

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Dengue fever – not just a tropical infectious disease

Dengue fever is a viral disease that is transmitted primarily by Aedes mosquitoes, i. e., A. aegypti and A. albopictus. Other species are rarely involved. The disease is caused by dengue virus, an enveloped RNA virus which belongs to the family of flaviviridae. Although most infections are asymptomatic, in 20 to 30 percentages of all cases infections are accompanied with high fever and other influenza-like signs of illness. Serious medical conditions with lethal complications also occur. During the last decades, the incidence of dengue fever rose sharply in many tropical and subtropical countries. In some of these regions, dengue is one of the leading causes of death in children. In Europe, since a few years a strong clustering of dengue fever cases has been registered in travelers returning from certain tropical or subtropical regions. Recently, autochthonous outbreaks have been observed on the Atlantic island of Madeira and in a few other regions of South Europe. Treatment of dengue fever is supportive and symptomatic, a specific therapy does not exist. For prevention of disease, vector control is of crucial importance.

ErnährungsforumAlexander Ströhle, Hannover, Peyman Hadji, Frankfurt, und Andreas Hahn, Hannover

Calcium: Knochenschutz auf Kosten der Gefäße?

Die Sicherstellung einer adäquaten Calciumzufuhr – wenn nötig mithilfe von Calciumpräparaten – ist seit Langem eine tragende Säule bei der Prävention und Therapie der Osteoporose. Allerdings wurden zwischenzeitlich Stimmen laut, die die Sicherheit einer Calciumgabe in Zweifel ziehen. Angestoßen wurde die Diskussion durch eine Nachauswertung der Auckland-Calcium-Interventionsstudie, in der es in der mit Calciumpräparaten behandelten Gruppe zu signifikant mehr Herzinfarkten als in der Placebo-Gruppe gekommen war. Zwei Metaanalysen zum kardiovaskulären Risiko von Calciumsupplementen untermauerten diesen Befund. Tatsächlich werden die genannten Studienresultate bis heute diskutiert. Auch die Tatsache, dass eine Calciumsupplementierung weder in der Nachauswertung der WHI-Calcium-Vitamin-D-Studie noch in einer aktuellen Metaanalyse als kardiovaskulärer Risikofaktor identifiziert werden konnte, haben die Zweifel verstärkt. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Beitrag die widersprüchliche Datenlage.

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The calcium debate – strong bones at the expense of cardiovascular health?

Ensuring an adequate intake of calcium – by means of supplements, if necessary – is a well-established approach in prevention and therapy of osteoporosis. However, in the meantime concerns have been voiced doubting the safety of calcium supplements. The discussion commenced when a new evaluation of the Auckland calcium intervention study revealed a higher rate of myocardial infarction after administration of calcium, compared to placebo. Two meta-analyses on the cardiovascular risk of calcium supplements supported these findings. Nevertheless, these results are still discussed contentiously. Doubts were increased by the fact that neither a re-evaluation of the WHI calcium vitamin D study, nor a current meta-analysis could identify calcium as a cardiovascular risk factor. Against this background the present article analyses the controversial data with respect to the well-known "Hill-criteria" of causality, including consistency of data, magnitude of association, dose-response relationship and biological plausibility.

ErratumProf. Dr. Ingo Rustenbeck, Braunschweig

Erratum zum Übersichtsartikel „Nutzen und Sicherheit von Sulfonylharnstoffen“, Ausgabe 2/2016

Einige Textpassagen im Artikel „Nutzen und Sicherheit von Sulfonylharnstoffen“ in der Februar-Ausgabe der MMP [Med Monatsschr Pharm 2016;39:65-72], in denen die Untereinheiten der KATP-Kanäle erwähnt wurden, haben zu Nachfragen der Leserschaft geführt. Deshalb im Folgenden noch einige Erläuterungen zur Gewebespezifität im Vorkommen dieser Untereinheiten.

BerichtReimund Freye, Baden-Baden

Die verschlungenen Wege von Darmdiagnostik und -therapie

Bericht von der 70. Jahrestagung der DGVS

Wie schwierig der Weg zu einer suffizienten Therapie gerade auch von gängigen Darmbeschwerden wie Obstipation, Durchfall und Dyspepsie sein kann, zeigten zahlreiche Diskussionen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Bei fortschreitender Forschung offenbart sich die enge Verzahnung des Verdauungstrakts mit dem gesamten Organismus, sodass sich die Notwendigkeit einer interdisziplinären medizinischen Kommunikation ergibt.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Eugen J. Verspohl, Münster

Ebola

Ebola-Übertragung auch aerogen?

Können Viren auch aerogen übertragen werden? 2012 wurde eine Studie kanadischer Wissenschaftler veröffentlicht, wonach der besonders gefährliche Zaire-Virus-Stamm von Ebola vermutlich über die Luft, also ohne direkten Kontakt, von Schweinen auf Javaneraffen (Macaca fascicularis) übertragen worden ist [1]. Und 1989 sei in einem Labor in Virginia die Übertragung des sogenannten Ebola-Reston-Stamms über die Luft zwischen Affen festgestellt worden [2]; ferner wurden Labormitarbeiter infiziert, erkrankten aber nicht im Gegensatz zu den Affen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Akute Appendizitis

Operation oder Antibiotika?

Eine akute Entzündung des Blinddarmfortsatzes wird klassischerweise operiert. Gibt man in dieser Situation primär Antibiotika, bleibt jedoch vielen Patienten der chirurgische Eingriff erspart, so das Ergebnis von Studien. Allerdings bestehen noch einige offene Fragen zur medikamentösen Appendizitis-Behandlung. Ein US-amerikanischer Chirurg diskutiert beide Konzepte.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, M. A., München

Nahrungsmittelallergie

Prophylaxe mit Cromoglicinsäure

Eine Nahrungsmittelallergie stellt für Patienten und Ärzte häufig eine Herausforderung dar: Ursachen, eventuelle Kofaktoren und Kreuzreaktionen müssen identifiziert werden und die Hyposensibilisierung ist nicht immer erfolgreich. Cromoglicinsäure, ein bekanntes, bislang ausschließlich topisch eingesetztes Antiallergikum, ist nun auch oral verfügbar und zur Behandlung von Nahrungsmittelallergien zugelassen, wie auf einer von Loxavet Pharma unterstützten Veranstaltung berichtet wurde.

Referiert & kommentiertChristine Vetter, Köln

Opioid-induzierte Obstipation

Naloxegol als erster oraler peripher wirkender Opioid-Rezeptorantagonist

Mit dem Wirkstoff Naloxegol, einem pegylierten Derivat von Naloxon ist ein erster oraler peripher wirkender Opioid-Rezeptorantagonist als Monopräparat zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation zugelassen worden. Damit erweitern sich die Therapiemöglichkeiten dieser gravierenden, die Lebensqualität zum Teil erheblich beeinträchtigenden Nebenwirkung einer Opioid-Therapie bei Patienten mit starken chronischen Schmerzen.